1.Ur- und Frühgeschichte im Flothe-Fuhse-Winkel-

unter Berücksichtigung des Bereler Südhangs

Ein Überblick zum Verlauf früher Besiedlung
Mit freundlicher Genehmigung von Wolfram Forche, Chronik SZ-Lichtenberg, 1989, Seite 23-41
Stand 21.12.2008  
zurueck zur Erdgeschichte  (z.B.: Kreidevorkommen)

Kläranlage Salzgitter-Krahlenriede 1951:  Das Jägerlager: Die Schülerin des Kranichgymnasium Erika Fischer und ihr Vater Wilhelm erkannten Knochenfunde. Die Knochen gingen an Franz Zobel, Dr. Alfred Tode,. Dr. Adolf Kleinschmidt vom Naturhistorischen Museum Braunschweig 1976. Die Schädelknochen passen zusammen „Der älteste Niedersachse“
Quelle: SZ von Jürgen Hodemacher, 1984, Seite 8

Wisentschädel aus dem Salzgittersee

Von links Museumsleiter Lehrer Wolfram Forche und der  Chefgeologe der SZ Erzbau Dr. Heinz Kolbe *02.01.1912 – 15.06.2003
Quelle: SZ von Jürgen Hodemacher, 1984, Seite 9

2. Die Altsteinzeit (Paläolithikum) vom Beginn der Saaleeis-Zeit bis zum Abtauen des Inlandeises 200 000 bis 8 000 Jahre vor Christus

In den Lichtenbergen und dem unmittelbaren Vorland konnten bisher Kulturhinterlassenschaften wie Breitschaber, nasen- und Hochschaber kleine und mittlere Faustkeile, Breitklingen zum Teil 50.000 Jahre älter als die Funde in der Lebenstedter Kläranlage gemacht werden. Der Geologe Friedrich Preul untersuchte die Fundstätten. Die vorletzte Hauptvereisungszeit (Drenthe-Stadium) der Saale Eiszeit führte zur Ablagerung. Wahrscheinlich drangen Jägertrupps gleichen kulturellen Herkommens in einer länger andauernden zwischenzeitlichen Abtauphase in unser Gebiet ein, als sich die sonst herrschenden hocharktischen Verhältnisse wesentlich gebessert hatten. Die Fundstellen liegen im Fredenberggebiet bis zum östlichen Südrand von Salder und erreicht die Mittelhänge der Lichtenberge. Die Bergfirsten wurden vermutlich als Jägerpfade und Beobachtungsstellen in Anspruch genommen. Kulturell sind die Funde dem Mittelpaläolitikum zuzuordnen. (Es wurden noch ältere Funde gemacht, die etwa den Funden in Schöningen entsprechen, diese werden aber kontrovers diskutiert, es sollen jetzt nur noch einfache Steine sein.) W. Forche telefonisch 7.6.2002.  

Feuer durch Funkenschlagen

Feuer durch Reibung von Holz

Quelle: Menschen und Tiere der Steinzeit, Karl Müller Verlag,1991 Seite 44 + 45

So sah möglicherweise das Jägerlager aus. Quelle: Menschen und Tiere der Steinzeit, Karl Müller Verlag,1991 Seite 39

Die Erkundung der altsteinzeitlichen Fundplätze im Flothe-Fuhse Winkel führte auf dem Gelände der Kläranlage in Lebenstedt 1952 durch Alfred Tode und 1957 durch Klaus Grote zu dem Lagerplatz von Neandertalermenschen. Die bisher ältesten Menschenspuren in unserem Raum. Bei der beachtlichen Fundtiefe von einigen Metern wird es wohl bei weiteren neuen Baugruben aufmerksame Personen benötigen, die dies dann erkennen.

Vor  ca. 35.000 Jahren lies sich ein Jägertrupp an der oberen Sukopps Mühle nieder und fertigte Feuersteingeräte.

Vor 12.000 Jahren v. Chr. treten wieder Jägertrupps zwischen Haselberg und Sukopps Mühle auf und hinterlassen Feuersteingeräte mit Zinken und Sticheln.

Vor 9.500 Jahren v. Christus waren Jägertrupps bei der Sukopps Mühle und im heutigen Waldwinkel (alte Badeanstalt). Einige typische Pfeilspitzen, Stielspitzen genannt sind und Feuersteinklingen sind Zeugnisse ihre Anwesenheit.

3. Die Mittelsteinzeit (Mesolitikum) von 8000 bis 5000 vor Christus

Mit dem Ende der Altsteinzeit endete das Eiszeitalter. Nun wurde es ständig wärmer. Es entstanden bald auch Laubmischwälder, und der Haselstrauch breitete sich erheblich aus, wodurch die Menschen der Mittelsteinzeit, wie die neue Periode heißt, Haselnüsse als Nahrungsvorrat für den Winter einsammeln konnten. Die Menschen waren zwar noch Jäger, Sammler und Fischer bis ins 5. Jahrtausend, aber sie blieben auch während des Winters an günstigen Stellen im Lande. In ungezählten Seen, Teichen und Flüssen, die die abtauenden Eis- und Schneemassen hinterlassen hatten, tummelten sich Wasservögel aller Art, und der Fisch und Krebsreichtum war ungeheuer. So stellten man sich auf Fischfang und Niederwildjagd um, wodurch größere Feuersteingeräte nur noch selten in Gebrauch kamen. Mikrolithen, kleine Steine, werden jene Geräte genannt, die nun von den Steinhandwerkern hergestellt wurden und vor allem als Pfeilbewehrungen Verwendung fanden. Von verschiedenen Fundplätzen im Fuhse-Flohte-Winkel kennen wir Kleingeräte aus damaliger Zeit. Geröllkeulen nordöstlich des „Evangelienberges“ in 160 m NN am Mittelhang (Scharenberg) mit verstreuten Einzelfunden zeigt vielleicht schon den Übergang zum Ackerbau.

4. Die Jungsteinzeit (Neolithikum) von 5000 bis 1800 v. Chr. >> Bäuerliche Steinzeit

Die fruchtbaren Lößböden waren gegenüber den norddeutschen Sandböden unumstritten zuerst von Bauern besiedelt. Der Prozess vom Jäger, Sammler zum Bauern dauerte sehr lange. Denn als Bauer musste man sesshaft sein. Bei Eitzum hat man vor ca. 6300 Jahren v. Chr. Schon Ackerbau nachgewiesen. Bisher der früheste Nachweis von Ackerbau in Niedersachen bzw. in Mitteleuropa. (Linienbandkeramik) Einzelfunde von Felsgesteingeräten bandkeramischer Prägung am nördlichen Salzgitter Höhenzug rechtfertigen nicht den Schluss auf einen so frühen Beginn des Ackerbaues bei uns. Wenn wir von den Felssteingeräten ausgehen, die im Flothe-Fuhse-Winkel der Bandkeramik zuzuordnen sind, ist mit ersten Bauern um die Mitte des 5. Jahrtausends zu rechnen. Der Zeitansatz entspricht den heutigen Fundverhältnissen im West-Okerraum und den neuen Datierungen nach C14-Messungen an gefundenen organischen Siedlungsmaterial von Fundplätzen in Niedersachsen. Ulrich Kampfmeyer, Der neolithische Siedlungsplatz Hüde, S. 132. Karl Kummer schreibt 1957: „Eine Anzahl geschliffener Hacken und Feuerstein (diese bandkeramisch –Anm. Forche) und zwei Feuersteinbeile (dem Nordkreis angehörend – Anm. Forche) des Jungsteinzeitalters wurden in der Feldmark aufgelesen.“ Karl Kummer, 100 Jahre Lichtenberg, S.17. Eines der Feuersteinbeile fand er in einem umgepflügten Wiesenmoorstreifen nördlich der Wüstung Klein Freden. Es hat daher eine dunkelbraune Moorpatina. Wolfram Forche stellte 1956 und 1966 neuen Felssteingeräte vor, darunter zwei Nackenbruchstücke und Felssteinbeile   als sog. Donnerkeile, die zur Blitzabwehr in mittelalterlichen und neuzeitlichen Häusern in der Kornstraße in Lichtenberg niedergelegt waren. So sind seit 1957, wenn wir noch einige Geräte in Privathand berücksichtigen, rund zwanzig Neufunde bekannt geworden.  ... W. Forche führt hier noch weitere Funde über mehrere Seiten an.

Unterhalb der unteren Sukopsmühle wurde beim Bau der Autobahn (ca.1989) eine alte Bauernsiedlung der Michelsbergergruppe gefunden. Die noch nicht veröffentlichten Keramikfunde datieren aus der Zeit 4.000-3.000 v. Chr. (telefonischer Nachtrag von W. Forche 7.6.2002)

Im Bereich von Klein Berel (1 km nordöstlich von Nordassel) wurde ein durchbohrtes Beil gefunden. Es könnte aus der Jungsteinzeit stammen. Es ist aus dunklem feinkörnigen Gestein. Außerdem ist ein Steinbeil im westlichen Teil der Nordasseler Feldmark im Eberlah gefunden. Lippel I S. 73, Br. Lds. Mus. Wolf. Akte Nordassel; Chronik Nordassel, Kurt Hasselbrink, Seite 10.

5. Die Bronzezeit (1800 – 750 vor Christus)

Theorien: Die Funddichte schwindet. Einzelne Funde zeigen oft nur die Anwesenheit durchziehender Jäger dar. Wenn es nicht den Großhügel des „Evangelienberges“ eventuell ein Fürstengrab der Aunjetitzer Kultur in Lichtenberg gäbe, müsste man denken die Gegend sei in dieser Zeit nicht besiedelt gewesen. Mit der Zugehörigkeit der Berel/Lesser Mulde oder wesentlicher Teile davon war es vielleicht ein Kleingau der Aunjetitzer Bevölkerung. Landschaftliche Lage, Position zum Wegenetz, Größe des Hügels sprechen dafür. Fundbeweise dafür müssen noch erbracht werden. Der „Evangelienberg“ ist der Altbevölkerung von Lichtenberg noch bekannt.

Der christliche Hügelname könnte im frühen 9. Jahrhundert entstanden sein, als in missionarischem Eifer Stätten des heidnischen Kultur einerseits als verabscheuungswürdig erklärt wurden, andererseits, wenn sie in einem Siedlungsbereich lagen, in die christlichen gottesdienstlichen Handlungen einbezogen wurden. Für diese Doppelbedeutung spricht auch die Tatsache, dass die Galgenstätte des Amtes Lichtenberg (Salder) auf dem Hasselberg östlich des Heyhahns dicht neben dem letzten urgeschichtlichen Grabhügel (Grabfeld) lag. Damit wurden jegliche heidnischen Bräuche an dieser Stelle verhindert. Wolfram Forche, Begräbnis- und Kultplätze bei Lichtenberg, S. 352-354. Wolfram Forche, Begräbnisplätze der Vorzeit, S. 1-5. Von diesem Überlieferungen ausgehend, wird die Wahrscheinlichkeit eines Großhügelgrabes erheblich gesteigert. Der südöstlich vom „Evangelienberg“ am höheren Hang alt überlieferte Osterfeuerplatz wird auf einen in heidnischer Zeiten zurückzuführenden Gesamtzusammenhang mit den festgestellten Siedlungen, vor allen denen der Eisenzeit, in Verbindung gebracht werden können, aber auch mit den eventuellen Hügelgräbern. Es sind nämlich zwei weitere Erdhügel zu beachten und in die Überlegungen zur Siedlungsgeschichte einzubeziehen. Der Name Lichtenberg könnte auch mit heidnischen Licht für Kulthandlungen zu tun haben. Wolfram Forche fand bei der unteren Sukopps Mühle ein als rollendes Feuerrad gestalteter Spinnwirtel auf einer alten Siedlungsfläche aus der Römischen Kaiserzeit bis zur Merowinger Zeit diesen Fund. Bei Jahreszeitfesten könnten hier mit Strohwicklungen bestückte Holzräder als Abbild der Sonne vom „Lichtenberg“ zu Tal gerollt sein.   (Seite 40)

5.1. Die Hügelgräber im Bereler Ries

Mit den archäologischen Ordnungsbegriffen Hügelgräber-, Urnenfeld- und Lausitzerkultur wird vor allem eine Übereinstimmung von Grabsitten in weiten Teiler Europas verbunden, die archäologisch in Untereinheiten gegliedert, dann als Gruppen bezeichnet werden. Die zahlreichen mit ins Grab gegebenen Gegenstände aus Bronze führten zum Fachbegriff „Hügelgräber-Bronzezeit“  Quelle: Germania, Frankfurt a. M. März 2006, Seite 16, 172

Abbildungen: Germania, Frankfurt a. M. März 2006, Seite 174+175

Die Hügelgräber im Berel Ries werden der jüngeren = späte Bronzezeit (10. Jahrhundert v. Chr.) zugeschrieben. Quellen: Niquet IV S. 26 und Peter Eggebrecht 2006 ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger Samtgemeinde Baddeckenstedt.

Es handelt sich dabei nach den Akten des Niedersächsischen Landesvermessungsamtes Hannover um drei große Hügel mit einem Durchmesser von 16-20 m und einer Höhe von 1 – 1,5 m sowie um sechs kleinere mit einem Durchmesser von 5-9 m und einer Höhe von 0,3-0,75 m. Nds. Lds. Verw. Amt Han. 736/129; Chronik Nordassel, Kurt Hasselbrink, Seite 11.

Art und Anlage lassen auf eine frühe Begräbnisstätte der „Bereler“ schließen und sind inzwischen fundleer, und die Erdschichten völlig verworfen.

5.2. Bekannte Grabungen

5.2.1  bekannte Grabung vor 1. Weltkrieg.
Vor dem 1. Weltkrieg soll es Grabungen gegeben haben; ob bei diesen Funden das Bronzeschwert, das später in der Volksschule Berel an der Klassenzimmerwand hing gefunden wurde bleibt ungewiss. Das Kopfwissen über diese Grabung von Richard Becker sen. (*1893) gab mir sein Sohn Richard 1996 weiter.

 



Bild: Ausgedehnte, aber nicht allzu hohe Grabhügel sind schwierig zu fotografieren. Dieses Hügelgrab macht eine Ausnahme. Herr Siegfried Kleinwächter steht wenige Meter vom Waldweg entfernt  Foto vom 25.07.2006

5.2.2 Grabungsteam aus Wolfenbüttel ca. 1936 wurde durch den Lehrer Rudolf Klein veranlasst.
Ernst Barte
erzählte am 09.07.2008. Lehrer Klein hatte ein Grabungsteam aus Wolfenbüttel motiviert und hat dabei selbst zugeschaut. Ein ca. 50 – 60 cm langes Bronzeschwert hing in einem Kasten an der nördlichen Klassenraumwand. Es waren auch noch einige Haarnadeln ausgestellt.

Der Lehrer Klein war ein Theoretiker, den Spaten hat er selbst kaum in die Hand genommen. Der Lehrer hatte ihnen auch ab und zu mal wieder etwas von den (Hühnengräbern) Hügelgräbern so erzählt. Das er das Bronzeschwert gekauft haben soll, war Ernst Barte völlig neu und hielt er für völlig ausgeschlossen. Ernst Barte beendete im März 1945 seine Schulzeit in Berel. Als Kinder haben sie wegen dieser Geschichten dann auch selbst im Wald gegraben. Der „Förster Vasterling“ erwischte sie dabei. Sie haben aber nichts gefunden. Ernst Barte Sterntaler 19   Salzgitter Lebenstedt.

Es gibt weitere Aussagen von R. B.: „Er hat es ausgegraben“.
W.B. „Lehrer Klein hat es über die Gemeinde Berel gekauft“.
Albert Sievers: „Es hing an der Nordseite des Klassenraumes mit anderen Fundstücken“.

In diesem zeitlichen Zusammenhang taucht ein Bronzeschwert in der Schule in Berel auf. Das Bronzeschwert hing im Kasten im alten Klassenraum an der Nordseite an der Wand. Dieses Bronzeschwert ist nach dem Klassenraumanbau 1952 verschwunden, berichtete Werner Pape. Über den genauen Verbleib verstummen die mündlichen Quellen, man möchte keinen aus dem Ort belasten, weil man es nicht genau weis.

5.2.3 bekannte Grabung durch britische Soldaten vor 1996
Britische Soldaten haben die nicht gekennzeichneten Hügel als strategischen Punkt im Wald behandelt und sich hier eingegraben. Bereler Jugendliche haben vor 1996 die Schanze der Britischen Soldaten etwas erweitert und darin gespielt. Der ehrenamtliche Bodendenkmalspfleger und Hobbyarchäologe Peter Eggebrecht aus Baddeckenstedt sorgte für die Zuschüttung und für die Akteneintragung. Söhlder Schulkinder füllten mit Bauaushub aus der Gartenstrasse das Loch.
Die 1996 vorgefunden Bodenschichten
waren völlig gemischt und zeugen von Grabungen. Die Raubgrabungen waren meist Kopfgrabungen mit dem Ziel die Urne zu finden. Zusätzlich haben Dachs und Fuchs ihre „Grabungen“ hier hinterlassen.


Quelle: Germanica, März 2006, Weltbild Verlag Seite 317
Auf Grund der Waffenfunde in herausgehobenen Gräbern und Weihefunde nimmt man an das es eine kriegerische Zeit war. Seit der frühen Bronzezeit werden Bronzeschwerter gefunden, die anfangs eingeführt wurden, bald danach von einheimischen Handwerken selbst hergestellt wurden. Ein solches Bronzeschwert ist vielleicht auch in Berel von Lehrer Rudolf Klein um 1936 gefunden worden.

 6. Die vorrömische oder ältere Eisenzeit (750 vor bis Christi Geburt)

Grundlage erster Erkenntnisse im Heimatraum sind oft Untersuchungen von Lokalforschern. Hierbei wird erstmals festgestellt, wie in unserem Falle, ob ein Gebiet zu einer gewissen Zeit überhaupt besiedelt war oder nicht. Für den Flothe Fuhse-Winkel zwischen Osterlinde und Salder gab es mehr Lücken als Erkenntnisse, obgleich schon 1907 Theodor Voges eisenzeitliche Funde vom Deichkamp am Ostrand von Salder erwähnte. Theodor Voges, Vorgeschichtliche Siedlungen, S. 1-38. In älterem Schrifttum, in dem die vorzeitliche Landesgeschichte der Region Braunschweig dargestellt wurde, so 1931 Otto Krone, spielte das obere Fuhsetal und speziell unser Gebiet im Flothe-Fuhse-Winkel wegen des Fundmangels noch keine Rolle. Otto Krone, Vorgeschichte des Landes Braunschweig. Ernst Voges, der als Lehrer in Salder wirkte, hat 1939 in Kirchbrak in einem unveröffentlichten Bericht seine Funde, zumeist Einzelstücke, die er zwischen Barum und Söhlde sicherstellte, beschrieben. Ernst Voges, Vor- und Frühgeschichtliches, S. 1-14. Sie ließen Zweifel aufkommen über die bis dahin vermuteten Siedlungslücken im Flothe-Fuhse-Gebiet nördlich der Lichtenberge. 1939 hatte Günter Thaerigen schon in einer Untersuchung Siedlungsvorgänge und Stammesverschiebungen im Nordharzraum behandelt, wobei unser Stadtgebiet (SZ) für die Jahrhunderte der Römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit in größeren Zusammenhang eingeordnet wurde. Günter Thaerigen, Die Nordharzgruppe der Elbgermanen. Alfred Tode wies 1950 das obere Fuhsetal im Zusammenhang mit der swebischen Landnahme um Christi Geburt als germanisches Siedlungsgebiet aus. Alfred Tode, Die Landnahme der urgeschichtlichen Bauernkulturen, S. 23.

Feldbegehungen, die Beobachtung von Kanalisationsgräben und Baugrubenprofilen und damit verbundene örtliche Nachgrabungen führten seit 1951 zu einer ständig genauer werdenden Kenntnis ur- und frühgeschichtlicher Siedlungsplätze und Siedlungsverhältnisse im Gebiet von Lichtenberg.

In ähnlicher Richtung wie bei Tode und Thaerigen bewegten sich die Untersuchungen von Gudrun Stelzer im Hinblick auf die stammesmäßige Zuordnung des Landes an Oker, Innerste und Fuhse zur Römischen Kaiserzeit, die 1958 auf der Grundlage neuer Materialien zu weiteren Einsichten führten und ältere Ergebnisse ergänzten. Gudrun Stelzer, Zur Frage der Kaiserzeitlichen Besiedelung im westlichen Nordharzvorland, S. 37-40.  Gleichsam flankierend stellte Rudolf Dehnke die Erkenntnisse seiner ur- und frühgeschichtlichen Forschungen aus dem Landkreis Peine vor. Rudolf Dehnke, Der Gang der urgeschichtlichen Besiedelung, S. 107-114.  Franz Niquet gab im gleichen Jahr einen, die ältere Siedlungsgeschichte im braunschweigischen Raum zusammenfassenden Bericht heraus über die Ergebnisse der Bodenforschung.
 
Franz Niquet, Die vor- und frühgeschichtliche Bodenforschung, S. 5-44. 

Karl Kummer entdeckte 26 eisenzeitliche Scherbenfundplätze in der Zeit von 1951 – 1956 an dem Bereler Südhang / der Lesser Mulde (von Burgdorf bis Engelstedt). Wobei einstige kleine Siedlungen nur unzureichend beachtet wurden, obwohl sich durch die 1956 vorgestellten Fundnachweise für diese Kleinlandschaft westlich der Oker eine völlig neue Grundlage zur Beurteilung frühgeschichtlicher und späterer Siedlungsverhältnisse ergeben hatte. Die flächendeckende Feldbegehungen brachten 20 000 Funde und damit Erfolge für unsere Gegend. Für zehn Dörfer (....,...) wurden siedlungsgeschichtliche Wurzeln sichtbar, weshalb es auch möglich wurde, die bisherige Geschichtsschreibung auf eine neue Grundlage zu stellen. Karl Kummer, Eisenzeitliche Siedlungen  im Nordwestteil von Salzgitter, S. 11-55. In Lichtenberg fanden Felduntersuchungen eine Ergänzung durch fortlaufende archäologische Ortskernsondierungen mit dem Ziel, die Frage der Siedlungskontinuität von der Eisenzeit an, speziell der Römischen Kaiserzeit, bis zum Frühmittelalter – wenigstens in einem Ort des Bereler Südhang – der Lesser Mulde – zu überprüfen.
Tausende von Scherben hat er bei Klein Berel gefunden. Quelle: Dr. Ing. W. Vornkahl.

Wolfram Forche, Mittelalterlaiche Haus- und Gefäßfunde in SZ-Lichtenberg, S. 72-78. Wolfram Forche, Die Besiedlung der Lichtenberge, S. 1-286. Zu den herausragenden Ergebnissen der Mittelalterforschung gehört das Auffinden bisher unbekannter Grundmauern von Gebäuden auf der Burg Lichtenberg (Oberburg) im Jahre 1957 durch Hans Adolf Schulz, Burg Lichtenberg nach den Untersuchungen des Jahres 1957. Ferner 1956 die Entdeckung einer Hochmotte (Turmhügelburg) auf dem Kruxberg dicht westlich der Burg Lichtenberg und 1979 die Feststellung einer frühmittelalterlichen Befestigung im Schäfergarten der stillgelegten Domäne Lichtenberg, jeweils durch Wolfram Forche. Wolfram Forche, Neue Burgruine bei Lichtenberg entdeckt; Wolfram Forche, Beim Gaußstein stand der Wehrturm.

 

Wenigstens die römerzeitlichen Salzgittererzschmelzplätze wurden von Franz Niquet 1976 in einer weiteren, die vorzeitliche Siedlungsgeschichte der nördlichen Harzvorlandes behandelnden Arbeit mit dem Satz hervorgehoben: “Im übrigen gehört das Salzgittergebiet seit der römischen Kaiserzeit zu den Zentren der Eisenverhüttung in der Germania Libera (dem freien Germanien).“ Franz Niquet, Die Vor- und Frühgeschichte des Braunschweigschen Harzvorlandes, S. 32.

Einige Ausgrabungen und Sondierungen durch die amtliche Bodendenkmalpflege zwischen 1952-1989 erbrachten weitere und vertiefende Einblicke in das Siedlungswesen. Durch die Ergebnisse aller Untersuchungen konnten bestehende erhebliche Fund- und Forschungslücken ausgefüllt werden. Es bedarf allerdings weiterhin der Achtsamkeit auf Bodenfunde, um das gewonnene Bild vom ur- und frühgeschichtlichen Siedlungsverlauf weiter vervollständigen zu können. Da die Funddichte aus kleinen Suchgebieten (Flothe-Fuhse-Winkel) bzw. (Klein und Groß Berel) im Allgemeinen zu gering ist um Aussagen zu bestimmten Abschnitten machen zu können, müssen deshalb auswärtige Ergebnisse herangezogen werden. Manchmal dokumentiert nur ein Einzelfund einen Zeitabschnitt, oder ein (mehrere) Hügelgräber geben Anlass zum Nachdenken über Siedlungszusammenhänge. 

7. Die Römische Kaiserzeit (von Christi Geburt bis 375 danach) und die Völkerwanderungs- und Merowingerzeit (von 375-799)

7.1 Frühe Bereler Bodenfunde: Aus dem Bodenaushub der Hofes Heiner Bünger, Klaus Brunke und Norbert Löhr fand Gerwin Biallas von 1998 – 2003 Scherben, die aus dem 1 - 5.  und ab dem 7.Jahrhundert stammen. Der Hobby Archäologe Peter Eckebrecht hat in Klein Berel Bodenfunde aus der älteren und jüngeren römischen Kaiserzeit (1. - 6 Jh. n. Chr.) und ab dem 7. Jh. n. Chr. bis ca. 1500 gemacht. (lag beiderseits der Sangequelle).  

7.1.1 Kartenlage der Wüstung Klein Berel 1753 + 1970

Hier hat der Heimatpfleger Eike Bock drei Karten nacheinander übereinander projiziert. Nachdem 1860 alle Straßen und Ländereien neu zugeschnitten wurden ging damit die direkte Zuordnung  verloren.  Ziel ist es die alte Ortslage so wieder besser erkennbar zu machen. Die Karte von 1753 beschreibt weitgehend den Endzustand nach 1000 Jahren Ansiedlung und die damit einhergehende Änderung der Landschaft. Die Karte von 1970 zeigt die Änderungen der Neuordnung von 1860 mit an. Im weiteren Verlauf wurden hier die Karte mit den Bodenfunden 1993 von Peter Eckebrecht mit eingezeichnet.

Karte 1       1753

Karte 2       1970

Karte 3      Addition der Karten (1753 + 1970)   >>  untere Bildkante = 2080 Meter lang

Kartenlage der Wüstung Klein Berel durch Addition der Karten 1753 + 1970

7.1.2 Die ältesten Bodenfunde bei Klein Berel

1. Im Bereich von Klein Berel (1 km nordöstlich von Nordassel) wurde ein durchbohrtes Beil gefunden. Es könnte aus der Jungsteinzeit stammen. Es ist aus dunklem feinkörnigem Gestein. Dieser Bodenfund von ca. 1949 wurde zum Museum in Salder gebracht. Quelle Ewald Bock 1975. Nachfragen bei einem Mitarbeiter im Museum Salder um 1993 ergaben, dass nach einer Umstrukturierung alle nicht benötigten Fundstücke in Säcken in Keller des Gebäudes lagern sollen. Der Kulturdezernent R. D. (2008 Stadtrat) hatte das so angeordnet, weil die Ausstellungsflächen richt reichten. Weitere Nachfragen unterblieben.

2. Eine Feuersteinklinge fand Gerwin Biallas, im Herbst 2008, in dem Sangebett ca. 150 Meter westlich der Brücke nach Burgdorf. Die Datierung wird noch erfolgen. Vorläufige Datierung frühe Bronzezeit (1500 Jahre vor Christus).

3. Außerdem ist ein Steinbeil im westlichen Teil der Nordasseler Feldmark im Eberlah gefunden. Lippel I S. 73, Br. Lds. Mus. Wolf. Akte Nordassel; Chronik Nordassel, Kurt Hasselbrink, Seite 10.
 

1956 hat Karl Kummer im Bereich des Bereler Südhangs / Lesser Mulde (von Burgdorf bis Engelnstedt) 26 eisenzeitliche Scherbenfundplätze entdeckt. Quelle: Karl Kummer, Eisenzeitliche Siedlungen  im Nordwestteil von Salzgitter, S. 11-55.

Tausende von Scherben hat er bei Klein Berel gefunden. Quelle: Dr. Ing. W. Vornkahl.

7.1.3 Einleitung zu den Oberflächensammlungen ab 1986:
Nicht jeder Ortheimatpfleger kann in seiner Amtszeit solche Glücksfälle erleben, dass zwei Hobbyarchäologen Bodenfunde systematisch sammeln und in Zusammenarbeit mit den Behörden dokumentieren.

1986 kam der Hobbyarchäologe Peter Eckebrecht aus Hildesheim zu mir, er wollte Oberflächensammlungen in verschiedenen Wüstungen der Samtgemeinde Baddeckenstedt durchführen. Der damalige Bezirksarchäologe Röttig hatte ihm seine Genehmigung dazu erteilt. Da er die Genehmigung der verschiedenen Landwirte einholen wollte, sollte ich ihm den Kontakt dazu herstellen. Zu seiner Überraschung gab ich ihm beim zweiten Treffen eine Kartenaddition von 1753 und 1990. Zu diesem Zeitpunkt gab es außerhalb von Berel  unterschiedliche Auffassungen über die Lage des Ortes.  Nach skeptischer Betrachtung der Karte begann er seine Suche. Ich hatte Glück und konnte ihn bei einer seiner Oberflächensammlungen begleiten. Das gesamte in Frage kommende Gebiet wurde in 10 x10 m große Planquadrate eingeteilt, denen er die Fundstücke zuordnete, um mit der Funddichte die Lage und das Alter innerhalb des Ortes herauszufinden. Neben Geduld und Fachkenntnissen braucht man weitere Voraussetzungen um etwas zu finden. Der Acker musste frisch gepflügt sein und es musste nach Regen die Sonne scheinen, weil man dann die Reflexion der Scherben leichter wahrnimmt. Für eine Stunde bin ich mal mit über den Acker gegangen. Zuerst sah ich nur Acker, dann fiel mir hier und da mal ein Stück auf. Die ersten Stücke waren natürlich hoch glänzend und damit noch zu jung, … sein Kommentar: „vor einigen Jahren mit dem Mist auf den Acker gelangt“. Der Misthaufen war der Abfallhaufen der Bauern. Dann bemerkte ich Stücke aus dunkelgrauem Ton. Duinger Material. Jetzt wurde es interessanter. Nach einer Stunde zog der Hobbyarchäologe wieder allein seine Bahnen über den Acker, stumm nahm er die Stücke auf, beschriftete sie und legte diese Teile in seine Umhängetasche..

Von den Ergebnissen seiner Auswertung soll denn hier dieser Beitrag sein.

Jährlich sandte er seine Ergebnisse aus den Oberflächensammlungen an alle Beteiligte. Glücklicherweise fasste Peter Eckebrecht seine Erkenntnisse, und die seiner Helfer und Berater, hier einem Bericht im Heimatbuch 2008 des Landkreises Wolfenbüttel auf den Seiten 169 – 174 nach 20 jährlichen winterlichen Feldbegehungen, zusammen.

7.1.4 Das Dorf Berel und seine beiden Wüstungen Klein Berel und Vahlem   (Falen, Vahlen, Vahlthöfe, Fahlthöfe)

Das Dorf Berel und seine beiden Wüstungen Klein Berel und Vahlem waren früher Teil einer Siedlungskammer, zu der auch die Burg Lichtenberg und die Hesleburg bei Burgdorf gehörten. Diese Region war durch Handelswege erschlossen. (siehe Wegesystem Nienstedt durch Maßberg)
 

Durch das Amt Lichtenberg führte als bedeutendste Straße (1) die Mindener Poststraße; die Bezeichnung „Heerstraße“, die sie verdient hätte, fehlt auf der Strecke bis Hildesheim. Sie war der alte bereits vorfränkische Deiweg (1), in Westfalen Helweg genannt, der von Köln über Minden und Hameln nach Hildesheim führte. Er lief weiter über Nettlingen, Nordassel, an Burgdorf vorbei und überquerte das Bruch des Asselgrabens, der späteren Flothe, über die „langen Brücken die „Klein Linder (Osterlinder) Dambrücke“ und führte schließlich über Lichtenberg und Salder nach Ohrum an die alte Okerfurt. Gesichert wurde diese wichtige Ost-West-Verbindung in unserer engeren Heimat durch die Wallburg bei Nettlingen, die Asselburg und die 1681 „Zingel“ und 1750 Apenburg genannte Fest am Langen Damm bei Osterlinde, deren Wall etwa einen Morgen umfasste und noch zu Ende des 19. Jahrhunderts im Gelände zu erkennen war.   siehe Maßberg II, 163
 …. Karl der Große ist zweimal in Ohrum gewesen.  Er kam demnach zweimal an Berel vorbei. …. Siehe Bornstedt IX, 23
Bild und Text: Chronik Reppner,1984  Seite 377 von Heinz Feldmann

Der andere wichtige Weg, der unsere Gemarkung streifte, war die schon 1346 bezeugte Heerstraße von Hildesheim nach Wolfenbüttel, „Heerweg hinter dem Riese = Bereler Ries“ oder Lecheder Deiweg“ genannt.  Diese Straße führte, ebenfalls von Hildesheim kommend, an den Thingstätten Dinklar, Dingelbe und im Bereler Riese vorbei. Weiter über den Broistedter Damm, weiter über die Brücke im dummen Bruche, ….

(weiter im Text von Peter Eckebrecht). Die "Nürnberger Straße" trägt in diesem Abschnitt auch noch den Namen "Steinweg" und "Creutzweg". Auf einer Luftbildaufnahme (13) sind zwei schmale, für alte aufgegebene Wege typische Streifen schlechteren Pflanzenbewuchs zu erkennen, die vom nördlichen Wüstungsrand ausgehen (trockener, fester Untergrund). Ein Streifen führt nach Osten in Richtung Berel/Lesse, der andere nach Westen in Richtung Nettlingen. Eine Karte von 1753 zeigt einen vom Flurstück "Großer Krohm“ (14) von 1753 (nördlicher Wüstungsrand) ausgehender Feldweg, an dem ein Flurstück mit dem Namen "Am Berel Wege“ liegt. Der Weg dürfte also "Berel Weg" geheißen haben (siehe Flurskizze). Dem Namen nach dieser Weg den Zielort Berel. Der Ausgangspunkt liegt in der Wüstung Klein Berel, die wie ein noch "lebendes" Dorf behandelt wird. Die Namensgebung des Weges erfolgte aus der Sicht eines Reisenden, der Klein Berel verlässt, um nach Groß Berel zu gelangen. Es ist die Vermutung naheliegend, dass die mittelalterliche Dorfverbindung, zwischen Berel und Klein Berel mit diesem Verlauf, der auf die Bodenverhältnisse Rücksicht nimmt und dennoch keinen Umweg erfordert, identisch ist.

7.1.5 Landwehr

Auf der oben angeführten Karte von 1753 ist auch die Landwehr zu erkennen, die sich südlich der Sange deckungsgleich mit einem heutigen Feldweg bis Nordassel hinzog. Maßberg (7) sieht es als wahrscheinlich an, dass diese Landwehr um 1400 entstanden ist, als die Burg und das Gericht Lichtenberg aus dem Pfandbesitz derer von Salder wieder an die Herzöge kam.  Diese Befestigungsanlage verlief von der Burg Lichtenberg über Oelber, Westerlinde, Heinzem (Wüstung), Nordassel am westlichen Dorfrand von Klein Berel vorbei nach Norden.

7.1.6 Größe der Siedlungen:

Da es direkte Angaben über die Einwohnerzahl des Dorfes nicht gibt, lässt sich die Einwohnerzahl  nur im Vergleich mit Nachbargemeinden anhand der Flurgröße erahnen.

Berel                           1753     1744 Morgen
Klein Berel                  1753       739 Morgen
Vahlen                         1753       145 Morgen

Groß Berel                  1753     2638 Morgen

Lesse                           1750    2660 Morgen
Burgdorf                      1762    1721 Morgen mit Wüstungen
Reppner                      1779    1528 Morgen
Hohenassel                  1752    1529 Morgen
Nienstedt b. Lesse       1753     880 Morgen

7.1.7 Flurnamen:

Mühlenhof: Nach M. Wiswe (3.2) kann als Grundwort "-hof" sowohl im Sinne eines eingegrenzten Wirtschaftsgrundstückes, eines landwirtschaftlichen Betriebes, gebraucht werden, als auch in seiner allgemeineren Bedeutung: “eingefriedigter Raum, Garten“. Weitere Flurnamen mit dem Grundwort "-mehl" unterstützen die Vermutung, dass es sich um das Wirtschaftsgrundstück einer Mühle gehandelt hat (nebenbei auch noch Landwirtschaft?).

Die jetzigen Wüstungen sind alle kleiner als die überlebenden Dörfer.

"Mehl Beek", "Überm Mehlbeek" (Mühlenbach): Nach Hasselbring (1.3) bestand dies Gelände 1750 aus Ackerland, Wiesen und Anger. 1474 - 1482 habe Barthold v. Gadenstedt nach dem Erbregister des Herzogs Wilhelm d. Ä. " de molen to Ludken Berle" als Lehen gehabt.

"
Kl. Krohm" und "Großer Krohm". Nach M. Wiswe (3.3) sind die so bezeichneten Flächen relativ klein und liegen unmittelbar an einer Siedlung. Wiswe bezieht sich auf eine Untersuchung von Thielemann, wonach in Goslar und Umgebung Krohm die Bezeichnung für "eingezäumtes Stück Land" ist. Die o.g. Karte des 18 Jahrhunderts legt in Verbindung mit dieser Interpretation nahe, dass es sich um eingezäunte Grasflächen gehandelt hat.

Aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert stammende Siedlungsspuren konnten im Dorfkern von Berel und in der Wüstung Klein Berel nachgewiesen werden. Ca. 70 m nördlich des Berelsprings, wo der Boden von Natur aus weniger feucht ist als direkt am Bach, bin ich (Peter Eckebrecht) auf die bisher ältesten Scherben von Klein Berel gestoßen. Im Folgenden werden die entsprechenden Befunde vorgestellt und im Hinblick auf die Siedlungsgeschichte interpretiert.

7.1.8 Die Wüstung Klein Berel: 

Auf der Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert ist zwischen Berel und Nordassel südlich des Sangebachs eine Ackerfläche mit dem Flurnamen „Über Kleinen Berel“ ausgewiesen. Hier ist auch die Wüstung Klein Berel eingezeichnet. Laut H. Kleinau (1967, Seite 53) wird Klein Berel in Urkunden erstmals 1314 und 1316 als „Lutteken Berle“ beziehungsweise als „in minori Berle“ genannt. 1474 bis 1482 soll Barthold von Gadenstedt nach dem Erbregister des Herzogs Wilhelm dem Älteren hier eine Mühle als Lehen gehabt haben „(de molen to Ludken Berle“). Ob es außer der Mühle damals noch weitere Häuser gegeben hat, ist nicht überliefert. Jüngere Erwähnungen von 1538 und 1548 beziehen sich auf die Feldmark des zu dem Zeitpunkt schon wüst gewordenen Dorfes.

… Bald stellte ich fest, dass die Karte des Landes Braunschweig von 1753 südlich des Sangebachs eine Ackerfläche mit dem Flurnamen „Über Kleinen Berel“ hinsichtlich der Lage des ehemalige Dorfes fehlerhaft ist. Denn in Wirklichkeit gibt es nicht nur südlich sondern auch nördlich der Sange Siedlungsbefunde (siehe Lageplan von 1993). Mittelpunkt des Siedlungsplatzes ist der Berelspring, eine am nördlichen Bachufer entspringende, auch bei längerer Trockenheit nicht versiegende Quelle. Im Auftrage der Bezirksregierung und mit Einverständnis der betreffenden Landwirte führte ich über einen längeren Zeitraum von 20 Jahren in jedem Winter systematische Feldbegehungen durch. Hierbei wurde das Wüstungsarsenal in Planquadrate von zehn mal zehn Meter eingeteilt und nach hochgepflügten alten Siedlungsspuren (Keramik, Hüttenlehm, Haustierknochen, Schlacke etc.) abgesucht. Die Keramik wurde datiert und zusammen mit den übrigen Befunden dokumentiert. Lesefunde sind leider nicht so aussagefähig wie Grabungsfunde, die aus einer klar abgegrenzten und altersbestimmenden Fundschicht stammen. Um über die Stratigraphie zwischen dem gewachsenen Boden und der Pflugschicht Aufschluss zu bekommen, wurde im Januar 1987 an einer besonders fundreichen Stelle eine kleine Sondierungsgrabung durchgeführt. (vgl. auch Heimatbuch 1991 WF). Unter der Pflugschicht wurde eine mit Hüttenlehm, Haustierknochen und Keramikscherben durchsetzte humusreiche Schicht festgestellt. Dieses Material lag in muldenähnlichen Vertiefungen des gewachsenen Untergrundes. Datiert auf Grund der Keramik lässt der Befund auf einen alten Siedlungsplatz der Germanen schließen. Die entsprechenden Lesefunde sind vor dem Hintergrund dieses Wissens besser interpretierbar.

Nach 3024 Bodenfunden durch den Ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Peter Eckebrecht 1987-1993. Im Juli 2006 wurde die Datierung auf 1.-6. Jahrhundert 8.-15. Jahrhundert angegeben und so auf der Schrifttafel übernommen.
 

Karte 5 untere Kantenlänge  850 Meter 
H = Hüttenlehm (Häuser ?)  
blau   = Teich, 2003 >> Sumpf     
Rot =
älteste Funde:  Römische Kaiserzeit
Blau = besonders reichhaltige Keramik, altsächsisch (4.-9. Jahrhundert)
Orange =
Sektor mit frühmittelalterlichen Scherben
 

grün = Sektor mit großer Funddichte aus dem 12. – 15. Jahrhundert  
gelb Einzelfunde 12-15 Jahrhundert (außerhalb der Siedlung?)

1987 – 2007 sind es 7736 aussagekräftige Bodenfunde geworden. Die Datierung der Besiedlung in dem Heimatbuch 2008 des Landeskreis Wolfenbüttel ist darin auf das 1.-5. Jahrhundert und ab dem 7. bis 15. Jahrhundert geändert. Seite 169 – 174. Insgesamt waren es mehr als 8000 Bodenfunde. Bei einigen Scherben für Klein Berel wurde die Zeitstellung für das 6. Jahrhundert erwogen, die Entscheidung ist aber unentschieden geblieben.

Lage von Klein Berel 1753 + 1970 + Bodenfunde 1987-1993
Karte 4   untere Kantenlänge 2080 Meter

Datierung

Namen der Zeitepoche

Anzahl der Scherben

Gesamt

Kommentar

 

 

Nordteil

Südteil

 

 

1. bis 5. Jh. n. Chr.

Römische Kaiserzeit

1111

1377

1377

Tief liegende Funde

Davon BS Drehscheiben Keram.

Völkerwanderungszeit

29

32

32

 

 

 

 

 

 

 

7.-8. Jahrhundert

Frühes Mittelalter

3

11

11

Weich gebrannte

9.-10. Jahrhundert

 

14

25

25

Tonware

10.- 11. Jahrhundert

 

23

49

49

Schlecht haltbar

 

 

 

 

 

 

12. – 15. Jahrhundert

Hoch-Mittelalter

3304

6274

6274

Hart gebrannt

Summe

 

4455

7736

7736

 

 

4. bis 5. Jahrhundert

1377 Scherben belegen eine germanische Siedlungsphase in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten. Dieser Zeitraum wird in unserem Kulturkreis allgemein als „römische Kaiserzeit“ bezeichnet. Sie endet im 5. Jahrhundert mit dem Niedergang des Weströmischen Reiches.
 

Besondere Aufmerksamkeit verdienen 32 Scherben vom Typ „Braunschweigischen Drehscheiben Keramik“. Sie stammen aus dem späten, jüngsten Abschnitt der römischen Kaiserzeit. Diese Keramikart geht in unserer Gegend auf mitteldeutschen Einfluss zurück. Leider weist die übrige, stark zerscherbte Gebrauchskeramik aus der Übergangszeit zum frühen Mittelalter kaum Kriterien auf, die für eine auf 100 Jahre genaue Zeitstellung taugen.



Zeitstellung wurde für das 6. Jahrhundert erwogen, ist aber unentschieden geblieben.

Aus der Wüstung Klein Berel gibt es einzelne Scherben, deren Zeitstellung ins 6. Jahrhundert erwogen wurde, aber unentschieden geblieben ist. Eindeutige Beweise für einen Fortbestand bzw. eine Unterbrechung des Siedlungsgeschehens im 6. Jahrhundert wurden bisher nicht gefunden.

Ein wichtiger Indikator für die Siedlungsentwicklung ist die räumliche Verteilung der Funde. Hier fällt auf, dass mit etwa 80 Prozent der größte Teil der Keramik aus der römischen Kaiserzeit im nördlich des Sangebachs gelegenen Siedlungsteil liegt. Hingegen findet sich im Frühmittelalter der Siedlungsschwerpunkt mit 58 Prozent der Funde im südlich der Sange gelegenen Teil. Im weiteren Verlaufe des Mittelalters ist das Zahlenverhältnis zwischen Nord- und Südteil ziemlich ausgeglichen. Es wird also der Nordteil wieder stärker einbezogen.

Die aus diesen Zahlen erkennbare abrupte Siedlungsverlagerung zu Beginn des Mittelalters kann als Hinweis auf eine Siedlungsunterbrechung, zumindest auf eine tief greifende Unterstrukturierung gedeutet werden.

Zu Beginn der mittelalterlichen Siedlungsphase markieren unter den insgesamt 85 in der Tabelle aufgeführten frühmittelalterlichen Scherben elf grob gemagerte Keramikscherben mit einer für das 7./8. Jahrhundert typischen Ausformung des Gefäßrandes. Nur 85 der aufgelesenen Keramikscherben können eindeutig dem frühen Mittelalter zugeordnet werden. Diese niedrige Zahl sollte nicht voreilig zu der Feststellung führen, dass der Ort im frühen Mittelalter nur schwach besiedelt war. Die Erhaltungsbedingungen der nur weich gebrannten frühmittelalterlichen Keramik sind denkbar schlecht. Wenn solche Keramik aus einer bisher unversehrten Schicht hoch gepflügt wird, verwittern sie relativ schnell. Auf diese Weise waren die frühmittelalterlichen Siedlungsbefunde 1986 größtenteils zerstört.

Für die härter gebrannte hoch-spätmittelalterliche Keramik ist die Überlebenschance wesentlich höher. Ebenfalls günstig sind die Erhaltungsbedingungen für die Keramik aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten. Sie lagert tiefer im Boden, in alten Abfallgruben oder in geschütteten Grubenhäusern. Diese Schichten sind bisher noch nicht so stark durch landwirtschaftliche Bodenbearbeitung in Mitleidenschaft gezogen.

Für das hohe Mittelalter zeigt die Tabelle eine kontinuierliche Zunahme der Fundstück. Im 15. Jahrhundert bricht diese Entwicklung ab. Wahrscheinlich wurde das Dorf schrittweise aufgegeben. Zuletzt wird Berel nur noch aus der urkundlich 1474 – 1482 genannten Mühle bestanden haben. Bartold von Gadenstedt hat hier eine Mühle als Lehen gehabt. („de molen zu Ludken Berle“). Für 1520 lässt der Herzog von Braunschweig ca. 70 Jahre später eine Karte durch Johannes Krabbe anfertigen, welche die Schadensersatzleistungen gegen den Hildesheimer Bischof begründen soll. Dazu sind damals die alten Leute gefragt worden. Den Schaden den der Herzog in anderen Dörfern anrichtete lässt der politische Sieger nicht aufzeichnen. (Der Bischof von Hildesheim hatte zwar militärisch gesiegt, aber den bei der Kaiserwahl unterlegenen gewählt.
 



Im Bereich dieser zweiten Buschreihe von Berel aus verlief bis 1753 die Landwehr. Die Buschreihe vom Bio - Landwirt Hans Heinrich Löhr endet 10 m vor der Nettlinger Straße. Die angebrachte Schrifttafel gibt den Kenntnisstand von Juli 2006 wieder.
 

7.1.9 Heidenkerkhof der Cherusker, Langobarden, Sachsen

Im Jahre 1988 führte Peter Eckebrecht eine Sondierungsgrabung durch, bei der eine Kulturschicht mit zahlreichen Funden nachgewiesen wurde. Einen besonderen Bezug bekommen die umgebenden Siedlungen durch einen im Asseler Holz, also fast zentral gelegenen Grabhügelfriedhof, dem Heidenkerkhof, der ebenfalls in diese Zeit gehört. Nach älteren Funden muss man davon ausgehen, dass dieser seit dem 2.-3. Jahrhundert bis ins 6. Jahrhundert hinein belegt wurde.

Auf Veranlassung von Peter Eckebrecht wurden in einem der Grabhügel 1998 unter Leitung von Hary A. Lauer in Zusammenarbeit mit dem Bezirksarchäologen Ausgrabungen durchgeführt, bei denen eine Urnenbestattung des 4.-5. Jahrhunderts aufgedeckt wurde.

Die germanischen Funde am Asseler Holz scheinen eine starke Bevölkerungs- und Siedlungskontinuität nachzuweisen, obwohl die Funde einen häufigen Wechsel der Stammeszugehörigkeit belegen. Ab dem 1. Jahrhundert gehörte das Fundmaterial zunächst zum Stamm der Cherusker, seit dem späten 2. Jahrhundert sind dann erhebliche Einflüsse aus langobardischem Bereich nachweisbar. Schließlich wird das Gebiet, wohl spätestens im 4. Jahrhundert, Bestandteil des sich ausdehnenden thüringischen Königreiches. Vielleicht reichen die Siedlungen noch bis in die Zeit der sächsischen Okkupation im 6. Jahrhundert hinein. Um diese Frage zu untersuchen, werden aber weitere Forschungen und Feldbegehungen notwendig sein.

Auf nicht weniger als 4 Fundstellen der Umgebung konnte er dabei germanische Siedlungsplätze des 1.-5 Jahrhunderts nachweisen. Hohenassel >> Wüstung Dietzem; Burgdorf >> Altes Dorf; Berel >> Wüstung Klein Berel und (Groß) Berel.

Peter Eckebrecht hat sein Amt am 31.12.2006 an seine Nachfolgerin die ehrenamtliche Hobbyarchäologin Frau Pfeifer übergeben. Sie hat das Gebiet mit Gerwin Biallas aufgeteilt, er betreut in Zusammenarbeit mit ihr dabei den Nordbereich.

Quelle: Braunschweigisches Landesmuseum BLM 4/2000 Informationen und Berichte Peter Eckebrecht, Seite 14 + 15
Literatur: Peter Eckebrecht, Klein Berel, ein ehemaliger Siedlungsplatz in der Nähe einer alten Handelsstraße, in Arbeitsgemeinschaft Südniedersächsischer Heimatfreunde e.V. (HG), Archäologie in Südniedersachsen Beiträge zur ehemaligen archäologischen Denkmalspflege. Nörten Hardenberg 1990 S. 67-82

Peter Eckebrecht, die Wüstung Klein Berel, in: Heimatbuch für den Landkreis Wolfenbüttel 37, 1991 S. 140-144.

Peter Eckebrecht/Hery A. Lauer, Eine Notgrabung im Asseler Holz, in: Heimatbuch für den Landkreis Wolfenbüttel 45, 1999, S. 105-109.

Peter Eckebrecht/Hery A. Lauer, Zwei Grabhügel aus jüngerer römischer Kaiserzeit – Ergebnisse einer Notgrabung, in Südniedersachsen 26, S. 82-84.
Peter Eckebrecht´s Bericht 1987 - 2001 zu Bodenfunden aus Klein Berel
 

7.1.10 Sagen um Klein Berel:

Bei der Zerstörung des Dorfes im 30 jährigen Krieg sei auch die Kirche ein Opfer der Flammen geworden. Durch die Wucht der niederstürzenden Glocke sei der Berel Spring, die Quelle entstanden. Quelle: Ewald Bock, 1975 Dorfchronik

Die Zerstörung im 30 jährigen Krieg stellt eine zeitliche Verschiebung dar. Das Wüstwerden des Dorfes fällt mit Sicherheit in frühere Zeiten und muss nicht zwangsläufig durch Kriegseinwirkung zustande gekommen sein. Eine Siedlung kann auch allmählich, über viele Generationen aufgegeben werden, wenn z. B. eine Verschlechterung der Lebensbedingungen an diesem Ort eintritt. Zerstörung allein reicht als Grund für ein Wüstwerden ohnehin nicht aus. Zerstörte Siedlungen werden meist wieder aufgebaut. Die Sage versucht, dem Zuhörer das Fehlen einer Kirchenruine zu erklären. In der Vorstellung der Menschen gehört zu einem "richtigen" Dorf auch eine "richtige" Kirche aus Stein. Die Nachbarwüstung Nienstedt bei Lesse hatte bis in die Neuzeit eine Kirchenruine aufzuweisen, die zum Gegenstand einer fast gleichen Sage wurde. Dort gibt es nach M. Wiswe den Flurnamen "Glockenborn", der mit einer Quelle zusammenhängt, in der die Nienstedter Kirchenglocke versunken sein soll.. ...

7.1.11 Familien-Namensforschung zu Klein Berel:
Die Einwohner in Berel mit zusätzlicher Angabe (1540) eines wüsten Hofes liegen alle im Außenbereich von Groß Berel. Sie brachten ihr Ackerland, das bei Klein Berel oder bei den Fahlthöfen liegt, in die Dorfgemeinschaft mit ein.

In den Erb- und Scheffelschatzregister des Amtes Lichtenberg sind einige Höfe in Berel mit den Lehenlasten aus Klein Berel und den Fahlthöfen versehen. Die dafür rekonstruierte Karte übernimmt die Hofform von 1753, allerdings um etliche Hofstellen reduziert, die es damals noch nicht gab, diese Karte stellt nur den momentanen Kenntnisstand dar, der je nach neuer Kenntnislage angepasst wird.
Da ein
Schrader auf die heutige Hofstelle von Richard Michalek mit einem wüsten Hof eingetragen ist, legt dies die Vermutung nahe, diese Familie könnte von dem Klein Bereler Mühlenhof stammen.

Bei einem zweiten Familiennamen Hagemann kam nach dem Kirchenbücherabgleich mit dem Erbregister die ursprüngliche Namensform hervor. Vorhamer, (Vorhammer) dies ist der Mann, der den Takt beim Schmieden angibt. >>Hamann. Hofstelle bis 1995 Wilhelm Hagemann 52. 2008 Reiterhof von Familie Knoll-Policha.
Die Hofstelle Meier Ass Nr. 05 ist 1540 mit seinem neuen Hof in Groß Berel eingetragen. 2008 Henning Burgdorf.

7.2 Bodenfunde in (Groß) Berel durch Gerwin Biallas und Peter Eckebrecht
Quelle: Bodenfunde im Heimatbuch 2008 auf den Seiten 172 – 174 beschreiben und während der 1200 Jahr Feier ausgestellt.

Dem besonderen Einsatz von Gerwin Biallas ist es zu verdanken, dass bei Erdarbeiten auf die für die Entstehungsgeschichte des Dorfes wichtigen archäologischen Spuren geachtet wurde. Gemeinsam mit Gerwin Biallas und einigen Mitgliedern der archäologischen Arbeitsgemeinschaft Salzgitter habe ich diese Fundstellen untersucht. Es ist unverkennbar, dass Berel und der Nachbarort Klein Berel in einem engen siedlungsgeschichtlichen Zusammenhang standen. Drei Fundstellen wurden in dem Heimatbuch 2008 näher beschrieben.

7.2.1 Fundstelle Norbert Löhr: Bei Erschließungsarbeiten eines Baugrundstücks im Dorfzentrum in der Nähe eines heute in Beton gefassten und verschlossenen Quellteichs (Pferdeteich = Feuerlöschteich), wurden die Oberflächenstrukturen angeschnitten.

Grube I+II: Die Gruben enthielten 11 Scherben der späten römischen Kaiserzeit. Davon sind 2 Randscherben mit abgestrichenen Rand.
Grube III: sie enthielt Lehmbrand, Holzreste und Knochen in geringer Zahl. Daneben 7 Scherben dünnwandiger grauer Irdenwaren des 14. +15. Jahrhunderts, zum Teil verziert. Sie gehören zu verschiedenen Gefäßen, darunter einen Kugeltopf.
Grube IV: In Befund befand sich eine dickwandige, schwarzbraun gebrannte Scherbe mit gerade nach oben stehendem Rand eines Topfes des 9.-10. Jh. Als zweites Fundstück ist ein 17 cm langes Eisenobjekt zu nennen, wahrscheinlich die Spitze einer lanzenähnlichen Jagdwaffe.

 


Die Fundschale wurde von Gerwin Biallas am 29.01.2002 im DGH Berel vorgestellt.

Grube V: war bis auf etwas Lehmbrand fundleer.
Grube VI: Der Befund war stark mit Holzkohlepartikel durchsetzt und hatte dadurch eine dunkelgraue fast schwarze Färbung. Neben Lehmbrandresten enthielt er 4 Keramikscherben. Eine davon ist eine dickwandige, dunkelgrau gebrannte und grob gemagerte Randscherbe eines frühmittelalterlichen Kugeltopfes vom Typ der älteren Kohlmarktkeramik.
Grube VII: Bei dem unteren Bereich des Befundes handelt es sich möglicherweise um einen verfüllten Brunnenschacht mit einem Durchmesser von nur 60-80 cm. Er reicht bis ins Grundwasser, war dort aber nicht weiter dokumentierbar. Im morastigen Verfüllmaterial, welches sich schwarz-braun abzeichnete und an einigen Stellen grün- gelblich durchzogen war, befanden sich 3 Keramikscherben des 9.-10. Jahrhunderts. Darunter eine Randscherbe. Einbauten waren nicht mehr enthalten.
Den oberen Bereich des Befundes schließt eine Eintiefung des 14. +15. Jahrhunderts ab, in der sich die Scherben eines Kugeltopfes und eines teilrekonstruierbaren Standbodengefäßes mit Henkelansatz aus grauer Irdenware fanden.
 

Grube VIII: Der folgende Befund war noch bis in eine Tiefe von 20 cm erhalten. Die Sohle der Mulde war durch Hitzeeinwirkung bis zu 3 cm stark verziegelt. Sie enthielt eine größere Menge Holzkohle und Scherben eines grob gemagerten Kugeltopfes. Er ist in die Zeit von 1150-1250 zu datieren. Neben Lehmbrandstückchen konnte auch eine kleine Anzahl von Getreidekörnern geborgen werden. Bei dem Befund dieser Grube könnte es sich um eine Darre zur Getreidetrocknung gehandelt haben.
Streufunde: Neben der Keramik, die aus den Gruben geborgen werden konnten, sind noch 2 Scherben der römischen Kaiserzeit zu nennen, die sich im Erdaushub der Hausfundamente befanden. Eine davon ist eine dunkelgraue, glatt und sehr sauber gearbeitete Randscherbe mit nach außen geknicktem Rand.
Finder Gerwin Biallas, Fundmelder Peter Eckebrecht. März-April 2001 FSt.Nr. 15
(P. Eckebrecht & G. Biallas 2002, Seite 111, KatNr. 203).


Grabungsteam östlich der Scheune Peter Eckebrecht, Kreisarchäologe Dr. Dirks und Heiner Bünger

7.2.2 Bodenfunde Heiner Bünger: Bei Erdarbeiten auf der Hofstelle von Heiner Bünger in Berel wurden mehrere zugeschüttete flache Gruben entdeckt (Gerwin Biallas, Peter Eckebrecht und der damalige Archäologe des Landkreises WF Dr. U. Dirk 2002, Seite 110, Kat Nr. 202).

Abb. 63 Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte. Beiheft 1 1998 Kommissionsverlag Konrad Theiss Verlag Stuttgart


Ausstellung der Bodenfunde durch Gerwin Biallas während der 1200 Jahr Feier 2008 gezeigt.

Auf einem Hof im Nordteil des Ortes (Heiner Bünger) wurden 1997 Keramikscherben aus der späten Römischen Kaiserzeit gefunden. Zwei 1998 gefundene relativ dünne grau-braun und hart gebrannte Scherben weisen einfache geometrische Muster auf, wie es für Scherben der römischen Kaiserzeit charakteristisch ist. Südlich des Fundortes waren "Wasserstellen", die ideale Siedlungsbedingungen boten. (Bericht, 1998 S. 90, Bericht 1999 S. 152).

An derselben Stelle wurden in einem Gartengelände bei Aushubarbeiten Keramikscherben des 5. Jahrhundert geborgen. Sie enthielten Hüttenlehm und Keramikscherben aus der Völkerwanderungszeit. Neben einfacher, dickwandiger Gebrauchskeramik weisen einige Scherben ein auffälliges Dekor auf, das thüringischen Einfluss des 5. Jahrhunderts vermuten lässt. Auch für ein Wandungsfragment der so genannten Braunschweigischen Drehscheibenkeramik trifft eine solche Zeitstellung ins 4./5. Jahrhundert zu

.


Grabung Grundstück Mallas durch Grabungsteam. SZ.

7.2.3 Bodenfundstelle Klaus Mallas: Einen besonders eindrucksvollen Hinweis auf das Leben im Frühmittelalter fand Gerwin Biallas auf dem Grundstück Klaus Mallas unterhalb der beiden neu gebauten Garagen. Er entdeckte und dokumentierte mehrere verfüllte Gruben. Bei zwei der Gruben wird es sich um frühmittelalterliche, verstürzte Ofenkonstruktionen gehandelt haben, die auf ihrer Sohle eine stark mit Holzkohle durchsetzte Schicht aufwiesen. Einzelne darin enthaltene Keramikscherben stammen aus dem 9./10. Jahrhundert. Darüber befand sich ein kompakter Lehmbrand, der wiederum durch eine Holzkohleschicht überlagert wurde, die ebenfalls frühmittelalterliche Keramik enthielt. Es kann also davon ausgegangen werden, dass auf dem älteren, verstürzten Ofen anschließend ein neuer gebaut worden ist. Als dieser ebenfalls verstürzt war, hinterließ er in der obersten Schicht Reste eines mit Hand geglätteten Lehmbrandes mit Abdrücken eines Holzflechtwerkes. Es handelte sich offenbar um Reste einer Lehmbaukonstruktion, welche die Feuerstelle überwölbte. Das Fehlen von Schlacke, die Form und die geringe Größe ist typisch für einen Backofen (G. Biallas & P. Eckebrecht 2004, Seite 192, Kat Nr. 304).

7.2.4 Bodenfundstelle Dieter Brunke. Kattreppeln 1a. Auf einem Erdhaufen wurden Keramikscherben aus max. 70 cm Tiefe gefunden. Der Fund besteht aus 9 Keramikscherben, die von verschiedenen Gefäßen stammen. Ein Randstück weist deutliche Charakteristika der älteren römischen Kaiserzeit auf. Bei den übrigen Wandungsscherben handelt es sich um Gebrauchskeramik, die allgemein der römischen Kaiserzeit zuzuordnen ist. Gefunden von Gerwin Biallas im April 1998. Fundmeldung durch Peter Eckebrecht.


2002 Garten Dieter Bock: Teichsohle aus Bohlen und feinfaserigen Material d. P. Eckebrecht

7.2.5 Bodenfundstelle Dieter Bock. Hier wurden Bohlen und Faserreste in 2 Meter Tiefe beim Aushub eines Abwasserkanals angeschnitten. Möglicherweise handelt es sich hier um einen begehbaren Teich zur Reinigung der Tiere. Die ältesten Keramikfunde 15./16 Jhr. Die sechs Teiche auf dem Grundstück führten laut Hermann Bock jun. *1903 nur im Frühjahr noch Wasser und wurden um 1908 mit Schlammpresse aus der Zuckerfabrik Osterlinde um 1 Meter aufgefüllt.

7.2.6 Bodenfundstelle Vasterling / 2008 Maurermeister Stefan Kindler. Bei Umbauarbeiten und dem Aushub eines Abwasserkanals war es nur für wenige Stunden möglich hier Keramikscherben aus der Zeit um 1200 von Gerwin Biallas zu finden. Das nachdringende Wasser verhinderte eine Suche.

7.2.7 Bodenfundstelle Herbert Schütz auf dem Knick. Bei Ausschachtarbeiten um 1975 fand sich unterhalb des jetzigen Treppenaufgangs in ca. 1,5 m Tiefe eine von zwei Seiten her geschmiedete Axt. (Hier war der alte Erdwall mit Graben der Berel im Norden umgab).

1)      Beim Umbau der Straße Specken September 2007 verhinderten der schnelle Abtransport und die Sicherung der Ausbaggerung mit Blechen die genauere Beobachtung und die Sicherstellung von Funden. Hier sind sichere Erkenntnisse aus diesem Dorfbereich verloren gegangen.

Zusammenfassung und Bewertung

Allein die gleich lautenden Namen „Berel“ und „Klein Berel“ deuten auf eine enge Beziehung dieser beiden Dörfer hin. Tatsächlich wiesen Berel und seine heute wüsten Nachbardörfer Klein Berel und Vahlem (Fahlthöfe) in ihrer mittelalterlichen Entwicklungsphase eine große Übereinstimmung auf. Es dürfte zwischen den Orten eine enge Beziehung gegeben haben. Im späteren Mittelalter, sozusagen an der Schwelle zur Neuzeit, setzte ein einschneidender Wandel in der Siedlungsstruktur ein, so dass Vahlem und Klein Berel wahrscheinlich im 15. Jahrhundert wüst gefallen sind.

Vor der mittelalterlichen Siedlungsphase gab es in Berel und Klein Berel eine frühgeschichtliche Epoche, die vom ersten nachchristlichen Jahrhundert bis ins 4./5. Jahrhundert durch Funde belegt ist. Ob der am Ende dieser älteren Siedlungsphase erkennbare mitteldeutsche, thüringische Einfluss einen fließenden Übergang zur frühmittelalterlichen Epoche darstellt, ist an Hand der vorliegenden Funde nicht zu klären gewesen. Mindestens für die Wüstung Klein Berel gibt es Anzeichen, die auf eine einschneidende Umstrukturierung zu Beginn des frühen Mittelalters hinweisen.

Literaturverzeichnis:

P. Eckebrecht & G. Biallas: In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte; Beiheft 8, Fundchronik Niedersachsen 2001, Stuttgart 2002.

U. Dirks & P. Eckebrecht & G. Biallas: In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte; Beiheft 8, Fundchronik Niedersachsen 2001, Stuttgart 2002.

P. Eckebrecht & G. Biallas: In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte; Beiheft 8, Fundchronik Niedersachsen 2003, Stuttgart 2004

H. Kleinau: „Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen 2, Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig“, A- K Hildesheim 1967, L-Z Hildesheim 1968.

Karte des Landes Braunschweig im 18. Jh., bearbeitet u. herausgegeben v. H. Kleinau, H. Vortmann u.a. Veröffentlichung durch die historische  Kommission für Niedersachsen XXIII; BL. 3827 Lesse.

Dissertation von Kirstin Casemir, Dezember 2002 Philosophische Fakultät der Georgia Augusta zu Göttingen veröffentlicht in: Die Ortsnamen des Landkreis Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter ISSN 0436-1229   ISBN 3-89534-483-4   Berel Seite 87-90, Klein Berel Seite 90-91, Vahlen Seite333-334.

Die Ergebnisse der Bodenfunde in Gr. und Klein Berel finden sich auf den Hinweistafeln wieder:

....................................................................................................................................................

Die angebrachte Hinweistafel spiegelt den Stand der Forschung einschließlich der damaligen Bewertung der Bodenfunde (P. Eckebrecht) vom 01.07.2006 dar.

Perlohen, Berlon, Berle, Groten Berle, Berel
Bodenfunde seit der römischen Kaiserzeit
1. Jahrhundert bis 600 n.Chr.
Die erste schriftliche Erwähnung  775 - 815 als Perlohen.
 1200 Jahrfeier 2008

………………………………………………………………………………………………....................................
Mit der Ausgabe des Heimatbuches 2008 des Landkreis Wolfenbüttel hat der ehemalige ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Peter Eckebrecht seine Bodenfunde neu bewertet und die für das 6. Jahrhundert unsicheren Bodenfunde vorläufig aus der offiziellen Bewertung genommen. Außerdem vermeidet er die Bezeichnung Sächsisch- weil auch Mitteldeutsch- bzw. Thüringischer Einfluss vorhanden ist. Die Merkmale um die Scherben sicher datieren zu können sind zurzeit noch zu schwach, damit ändert sich die Zeittafel wieder ein wenig.

Ab Dez. 2007Berel hat Bodenfunde seit der römischen Kaiserzeit 1. Jahrhundert bis 500 n. Chr. und war damit auch während der Völkerwanderungszeit besiedelt. Ab 700 beginnen wieder die Bodenfunde. Die erste schriftliche Erwähnung 775 - 815 lautet Perlohen, es folgen die Namensschreibweisen Berlon, Berle, Groten Berle und Berel. Der Namensursprung wird für Berel kommt aus der altsächsischen Bezeichnung für Wald.
 

7.3 Die Kunde von den Germanen aus der Literatur Die folgenden Bilddarstellungen entsprechen der Phantasie des Zeichners oder Malers und dem Zeitgeist in dem sie gezeichnet oder gemalt wurden.


Die Schlacht im Teutoburger Wald 9 n. Chr.   3 Legionen Römer (18.000 Mann) und der Tross werden in 7 Tagen vernichtet.  Quelle: Erdal Bilderreihe 126 Bild 4

Germanischer Angriff  Erdal Bilderreihe126 Bild 2

ca. 27 v. Chr. - 14 n. Chr. Ein Römerlager wird 2003 bei Hedemünden gefunden. Erdwälle, Gräben und Palisaden markierten auf einer Anhöhe über dem Werratal. Hier hatte der römische Feldherr Drusus sein Versorgungs- und Marschlager für seine  Legionen genutzt. Neben dem Hauptlager gehörten einige kleinere militärische Stützpunkte dazu. Die Zielrichtung waren die Germanen an der Elbe.
 

Um 235 Ein römisches Schlachtfeld am Westrand des Harzes bei Oldenrode entdeckt.

Hobby-Archäologen stießen auf die Spuren dieser Schlacht 

Die Hobbyarchäologen und Finder eines historischen Kriegsschauplatzes, Rolf Peter Dix (links und Winfried Schütte stehen am Montag in einem Waldstück bei Oldenrode (Kreis Northeim) mit ihren Suchwerkzeugen. BILD: DPA

Dass die Forscher auf das unbekannte antike Schlachtfeld gestoßen sind, sei "ein großer Zufall" gewesen, sagte Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) am 15. Dezember 2008 bei einer Pressekonferenz in Oldenrode. Zwei Hobby-Archäologen auf der Suche nach den Resten einer mittelalterlichen Burg holten schon im Jahr 2000 ein paar Pfeilspitzen aus dem Waldboden am "Harzhorn" und ein Objekt, das sie nicht einordnen konnten.
Erst als die Männer ihre Funde im August 2008 der Northeimer Kreisarchäologin Petra Lönne präsentierten, stellte sich heraus, dass sie eine römische Hipposandale ausgegraben hatten. Die Legionäre banden diese eiserne Sandale ihren Pferden und Mauleseln als Schutz unter die Hufe. Lönne wurde bei ersten eigenen Grabungen ebenfalls fündig. Sie stieß auf Bruchstücke einer römischen Pionieraxt.
Links auf dem Foto eine Pfeilspitze.
http://www.derwesten.de/nachrichten/panorama/2008/12/16/news-98575787/detail.html 


Wissenschaftler sprechen von "spektakulärem" und "außergewöhnlichem" Fund

15.12.2008 Präsentation der Fuindstücke. Frau Dr. Lönne (links)
Irgendwann um das Jahr 235: Römische Truppen befinden sich auf dem Rückmarsch von einem Feldzug ins nördliche Germanien. Ihr Weg am westlichen Harzrand entlang führt über einen Pass. Doch auf dem "Harzhorn" haben sich Germanen verschanzt, um die Legionäre zu stoppen.

So oder ähnlich, meint der Archäologe Günther Moosbauer von der Universität Osnabrück, sei die Ausgangssituation für eine bisher unbekannte Schlacht zwischen Römern und Germanen gewesen.
Ihre Spuren wurden auf einem Höhenzug nahe Oldenrode im südniedersächsischen Kreis Northeim entdeckt. "Es ist auf jeden Fall ein ganz außergewöhnlicher Fund", erklärt auch der Althistoriker Prof. Horst Callies von der Uni Hannover.

Auf den ersten Blick gehe man davon aus, es handele sich um einen Fund aus der Zeit der römischen Okkupationsphase. Doch bei genauerem Hinschauen werde deutlich, dass es sich um Funde aus der Zeit des Anfang des dritten Jahrhunderts handelt. "Das beleuchtet natürlich die vagen Informationen, die wir von den historischen Quellen haben intensiver und differenzierter", so Callies.

Auch der niedersächsische Landesdenkmalpfleger Henning Haßmann spricht von einer "spektakulären Entdeckung", die überkommene Geschichtsbilder ins Wanken bringe. Bisher sei man nämlich davon ausgegangen, dass die Römer sich nach der verlorenen Varus-Schlacht im Jahr 9 nach Christus hinter den Limes zurückgezogen hatten.

Inzwischen sei das 1500 lange und 300 Meter breite Schlachtfeld mit Metallsonden systematisch abgesucht worden, sagte die Archäologin. Die bisherige Ausbeute: Mehr als 600 Objekte, darunter Katapultspitzen, Schmuck und Verzierungsstücke römischer Uniformen, Zeltheringe, Radnaben und Pferdegeschirr.

Auch die Stellungen der Germanen haben die Forscher entdeckt. Sie befanden sich dort, wo die meisten Pfeil- und Katapultspitzen einschlugen. Anhand der ausgefallenen Sandalennägel können die Forscher sogar bestimmen, welchen Weg die Römer entlang gezogen sind. Fazit von Lönne: Es handele sich um ein "einzigartig gut erhaltenes und ungestörtes römisches Schlachtfeld", wie es kein anderes gebe.

Verschiedene Hinweise deuten auf das Jahr 235 hin

Wie die Schlacht auf dem "Harzhorn" verlief, meinen die Forscher inzwischen ebenfalls zu wissen: Die römischen Truppen überzogen die Germanen mit einem Hagel von Pfeilen und Geschossen aus ihren High-Tech-Katapulten, bis der Weg über den Pass frei war. Wegen der anhaltenden Bedrohung zogen sie dann allerdings Richtung Leinetal ab und verloren dabei einen Teil ihres Trosses.

Eine abgegriffene Münze aus der Zeit des Kaisers Commodus (180 - 192) und ein datierbares Messerfutteral sprächen neben anderen Indizien dafür, dass die Schlacht im 3. Jahrhundert stattgefunden hat, sagte der Archäologe Günther Moosbauer. Auch wenn es keine schriftlichen Quellen gebe, könnte sie um 235 stattgefunden haben. In diesem Jahr habe der Kaiser Maximinus Thrax nämlich einen Feldzug nach Norden unternommen, nachdem Germanen den Limes im heutigen Hessen angegriffen hatten.

Warum die Germanen das Gelände anschließend nicht plünderten, sondern Waffen und Waffenteile liegen ließen, ist allerdings noch unklar. Wissenschaftsminister Stratmann kündigte an, ein internationaler Forscherkreis werde sich mit den offenen Fragen zum Schlachtfeld auf dem "Harzhorn" befassen. http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/astuecke/129484/index.html

Seit August 2008 war die Northeimer Kreisarchäologin Dr. Petra Lönne gemeinsam mit Archäologen des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege abgeschirmt von der Öffentlichkeit damit beschäftigt, einen "Jahrhundertfund" von europäischer Bedeutung zu bergen, darunter mehr als Hundert eiserne Bolzenspitzen.

Ein kilometerlanger, von West nach Ost verlaufender Höhenzug, der als eine natürliche Barriere auf den Westrand des Harzes (Hintergrund) zuläuft, ist auf dieser Luftaufnahme zu erkennen. Der Höhenzug über dem Nettetal war Mitte des 3. nachchristlichen Jahrhunderts Schauplatz einer Schlacht zwischen römischen Truppen und Germanen. BILD: DPA
http://idw-online.de/pages/de/news294250

PD Dr. Günther Moosbauer, Universität Osnabrück, Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften, Alte Geschichte: Archäologie der Römischen Provinzen,  »Es ist eine archäologische Sensation, die eine bisher ungeahnte Komponente in die Geschichte der römisch-germanischen Beziehungen bringt.« 200 Jahre nach der Varusschlacht konnten römische Kaiser groß angelegte militärische Operationen im Inneren Germaniens durchführen. »In einer Art Defileegefecht scheinen in Oldenrode die Germanen ein römisches Heer angegriffen zu haben«, so der Osnabrücker Wissenschaftler. »Der Beleg eines Schlachtfeldes aus dem Ende des 2. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts wirft ein völlig neues Licht auf die in den historischen Quellen beschriebenen Vorstöße Roms nach Nordwestdeutschland.« Moosbauer erinnert an den in der Historia Augusta oder bei Herodian beschriebenen Zug des Kaisers Maximinus Thrax, der mit der »Schlacht im Moor« für die Römer äußerst erfolgreich endete.
Etwa 600 Fundstücke, überwiegend Waffenfunde, wurden bislang in Oldenrode nachgewiesen. An der Erforschung des neu entdeckten Schlachtfeldes sind das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (Landesarchäologe Dr. Henning Haßmann und Dr. Michael Geschwinde), die Kreisarchäologin des Landkreises Northeim (Dr. Petra Lönne, M.A.), die Universität Osnabrück und die Freie Universität Berlin (Prof. Dr. Michael Meyer) beteiligt. Pressemitteilung vom 15.12.2008
http://www2.uni- osnabrueck.de/pressestelle/mitteilungen/Detail.cfm?schluessel_nummer=354&schluessel_jahr=2008&RequestTimeout=50

Die Goten überqueren mit Salz und Bernstein die Alpen. Quelle: Quelle: Entdecker, Neuer Testloff Verlag, 1962, Band 5, Seite 9

Wikinger, Leif Erikson an der Ostküste Amerikas – Vinland Entdecker, Neuer Testloff Verlag, 1962, Band 5, Seite 16


Herrenhof  Quelle: Germania, Stuttgart, Verlag Spemaran, Seite 63  Von der Eiszeit zur Völkerwanderung- Etappen Braunschweiger Archäologie. Veröffentlichungen des Braunschweiger Landesmuseums 35

Wer schon mal in West-Greußen war, wird sich eine ähnliche (Nach)Bauweise ansehen können. (West- Greußen ist ein Ort ca. 50 km nördlich von Erfurt).

456 - 526 Theoderich der Große bringt seinen Onkel Odokar 493 um und wird König der Ostgoten. In der Sage wird er zum Dietrich von Bern = (Verona) Mittelalter, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH Köln Seite 8

7.4 Was bedeutet der Name Berel und was hat die Auswanderung der Sachsen mit Berel zu tun? P(ri)lohen >> Berle  >> Berel

Die Sachsen (und die Angeln) wanderten ab der Mitte des 5. Jahrhunderts nach England aus und gründeten dort ihre Grafschaften. Sie nahmen ihre Sprache mit, in der das alte Wald-Wort vorkam. Hier auf dem Kontinent ging dieses Wald-Wort bis auf unseren Dorfnamen verloren. Im vorderen Teil ist ein Wort enthalten, das so nicht mehr im Deutschen existiert, wohl aber im älteren Englischen, nämlich aengl. bearo, mittelenglisch

barou, die „Wald, Gehölz“ bedeuten. Nun haben in Berel keine Engländer gesiedelt. Vielmehr gab es das Wort auch bei den hier Lebenden, starb aber hier irgendwann aus, während es in England weiter benutzt wurde. Die Ortsnamen Hedeper und Oelber am weißen Wege enthalten dieses Wort ebenfalls, hier allerdings im zweiten Teil des Ortsnamens.
Berel ist also ein Name für eine an oder in einem Wald liegende Stätte, was ja angesichts des Bereler Rieses auch wunderbar passt. Siehe Seite 48 – 49.

Die Angeln, Sachsen und Jüten erobern Mitte des 5. Jahrhunderts mit ihren Anführern Hengist und Horsa England und gründen Grafschaften.  Quelle: Völkerwanderung, Band 67,  Testloff Verlag, Hamburg, Seite 46

Hengist und Horsa waren abenteuerlustige Söldner, die sich mit wenigen 100 Männern aber selbständig von ihren Auftraggebern machten und die Frauen und Kinder nachholten.

Die Organisationsentwicklung in der katholischen Kirche
Die leitenden Kleriker die Kardinäle an den römischen Hauptkirchen vereinigten sich mit den Regionaldiakonen und Bischöfen aus der Umgegend von Rom zum Heiligen Kardinalskollegium. (Erst seit 1059 stand diesem allein die Papstwahl zu).

Einführung der Gewalt ins Christentum:
Der Kirchenvater Augustinus lehrte, dass gegen Abweichler in den eigenen Reihen Waffengewalt gebraucht werden dürfte. Papst Gregor formulierte 6./7. Jahrhunderts eine Doktrin vom Einsatz kriegerischer Mittel ..."bellum istum". Diese Doktrin brauchten die Könige dann auch für eigene Zwecke "natürlich zum Wohl der Kirche".

496
die Franken nahmen den Christlichen Glauben an, nach einer fast verlorenen Schlacht gegen die Alemannen. Sie entscheiden sich für die Lehre des Bischofs Athanasius, der die Gottgleichheit Jesu vertrat. Dieser Lehre gehörte die Zukunft. Die Gottähnlichkeit des Bischofs Arius wurde von Rom bekämpft, für diese Richtung hatten sich die anderen Germanenstämme entschieden, diese Richtung wurde als ketzerisch von Rom verfolgt.

511 König, Königin, .. Jeder hatte einen Hausmeier (Unfreien). Die Vorsteher des Hausgesindes = Hausmeier wachsen in ihrer Bedeutung immer weiter an. 

Um 536 fand bei Ohrum eine der großen Schlachten zwischen den Thüringern und den Franken statt. Der Frankenkönig Theoderich schlug dort ein festes Lager auf und verband sich mit den Sachsen „hochgewachsenen starken Männern, durch keine Gefahr zu schrecken, List mit Ausdauer im Kampfe verbindend, wegen des unbeschnittenen Haupthaares, der schweren Lanze und das an der Hüfte herabhängenden Langmessers ein Gegenstand der Bewunderung bei ihren Waffengenossen“. Chronik Söhlde, Pastor Ernst Bertheau, 1930 Seite 5.

Knabenerziehung der Germanen  
Germania, Stuttgart, Verlag Spemaran, Seite 26

573 Der Kampf der fränkischen Königinnen Fredegunde + 597 und Brunhilde + 613 könnte die Basis des Nibelungenliedes (um 1200 aufgeschrieben) sein. 
Fredgunde, eine ehemalige Stallmagd,  hatte Brunhildes Schwester Galswind ermorden lassen, um deren Nachfolge als Gattin König Chilperichs I. antreten zu können. Das löste einen vierzig Jahre dauernden Blutrachekrieg innerhalb des Frankenreiches as. An dessen Ende stand die Hinrichtung Brunhildes. Fredegundes Sohn Chlothar II. ließ die Feindin seiner Mutter an vier Hengste binden und zu Tode schleifen. 
Mittelalter, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH Köln Seite 10

715 fielen die Sachsen in das Land der Chattuarier (Land an der unteren Ruhr) ein. Diese waren aber den Franken tributpflichtig. Daraufhin griff Karl Martell die Sachsen an und zog plündernd und brennend bis zur Weser. Im folgenden Jahr taten die Sachsen dasselbe im Frankenland.
 

Pippin wird König
Germania, Stuttgart, Verlag Spemaran, Seite 46

732 erringt der Hausmeier (maior domus) Karl Martell mit seinen mit Steigbügeln ausgerüsteten Panzerreitern gegen die Araber in Spanien einen grandiosen Sieg. Als der König Theuderichs IV 737 starb wurde kein neuner Monarch eingesetzt. Wie ein legitimer Herrscher teilte er das Land unter seinen Söhnen Karlmann und Pippin III auf. 
Der letzte Merowinger Childerich III wird ins Kloster geschickt. Das "Heil" die Sakrale Kraft des germanischen Königstums fand sich in den Königen besonders ausgeprägt. Langes ungeschnittenes Haupthaar (Zeichen des freien Mannes) und das Ochsengespann (Relikt aus heidnischen Tagen) und ein Rauschebart. Mit Hilfe des Papstes wurde Pippin III dann König.
Mittelalter, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH Köln Seite 26
Fränkische Panzerreiter (später Ritter) waren durch die Erfindung des Steigbügels zu einem neuem Kriegertyp, der mit der Kraft des Pferdes dem Stoß mit einer Lanze eine viel größere Wucht verpassen konnten. Mit dem Pferd war man schneller am Kampfplatz. Diese Waffen waren damals schon teuer. Der Preis für ein Schwert mit Scheide beträgt 7 Solidi, eine Helm 6 Solidi, eine Brünne 12 Solidi, eine Lanze und ein Schild 6 Solidi. Eine Michkuh kostete 1-3 Solidi. Die vollständige Ausstattung eines Kriegers kostete soviel wie eine Rinderherde von zwei Dutzend Tieren. Die Waffenherstellung wurde von lokalen Handwerk besorgt. Eine weitere Voraussetzung war ein "Helfer" Knappe, der den Ritter bei der "Anlegen der Blechteile" behilflich war, und die Übung mit Pferd und Waffen kostete viel Zeit, die sich nur der leisten konnte wer ausreichend Grundbesitz hatte. Mittelalter, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH Köln Seite 28

738 kam es zum großen Heerzug von Martell gegen die Sachsen. Die westlichen Sachsen wurden daraufhin tributpflichtig.

741 übernahmen Martells Söhne Karlmann und Pippin III. als Hausmeier die Regierung des Frankenreichs.

743 Pippin der Kleine führt Krieg gegen die Sachsen. Er gewinnt den Krieg, da die Sachsen untereinander im Streit liegen. Die Eintreibung des Zehnten war nicht besonders streng.

Chronik Reppner, 1984 Heinz Feldmann,  Seite 377. Heinz Feldmann gibt Dr. W. Bornstedt an Quelle an. Der Heimatforscher Maßmann beschäftigte sich lange mit dem Straßensystem.
Gemarkung Wendhausen - alte Straßen, Burgen, Wüstungen, Teiche und Wälder; Dr. Wilhelm Bornstedt Denkmalpflege und Geschichte, Heft 19, 1971  Hrsg.?: Landkreis Braunschweig

747 kamen die Franken mit einem 100.000 Mann Heer nach Ohrum und schlugen ein festes Lager auf. (Metzer Annalen). Zur Schlacht kam es nicht. Die Römer und Franken zogen auf den alten germanischen Helwegen ( heile ganze Wege) die durch das ganze Land führten. In unserer Feldmark liegt der Deiweg (Volksweg). Der Weg ist in Fragmenten von Minden an der Weser her noch feststellbar und führt weiter in Broistedter Feldmark, Hallendorf, Engelnstedt und Heerte.   Chronik Söhlde, Pastor Ernst Bertheau, 1930 Seite 5.

748 Pippin III. zog von Thüringen aus nach Norden in das Sachsenland (bis nach Schöningen bei Helmstedt). Es kam aber zu Friedensverhandlungen und der Auslieferung des fränkischen "Überläufers" Grifo.

751 Pippin III. wird zum fränkischen König geweiht.

753 Pippin III. kämpft wieder gegen die Sachsen und kommt bis Minden. Danach Friedensverhandlungen. Aber nachdem die christlichen Missionare von den Sachsen nicht akzeptiert wurden, kam es 758 wieder zum Krieg (diesmal hatten die Sachsen aber eine Kette von Wallbefestigungen angelegt).

768 starb Pippin III und seine Söhne Karlmann (der früh verstarb) und Karl der Große erbten sein Reich undTitel.

772 Nach 14 Jahren Ruhe greift Karl der Große die Sachsen an, nachdem die Sachsen ins Land der Chatten (unter fränkischer Oberhoheit) eingefallen sind. Die Sachsen weichen zurück und Karl d. G. erobert die Eresburg und zerstört 3 tagelang die Irminsul. Mit der Zerstörung des heiligen Baumstamm, die Irminsul macht er die Sachsenkriege zu Religionskriegen.

775 Grausamer Feldzug gegen die Sachsen, die durch die noch immer stattfindende Abwanderung auf die britische Insel an Volkskraft verloren hatte. Nachdem die Sachsen die fränkischen Besatzungstruppen vernichtet haben und den Italienfeldzug der Franken ausgenutzt haben, kommt Karl d. G. wieder ins Sachsenland. Die Hohensyburg, Iburg und die Eresburg werden erobert. Der Feldzug geht bis an die Oker (Grenze zwischen Nordsachsen und Thüringen).

Die wiederholten Kämpfe zwischen Franken und Sachsen sind archäologisch nicht zu greifen. Nach dem in den Quellen geschilderten Verlauf der Kämpfe fiel die südöstliche Teilregion Sachsens (d.h. die Region nördlich des Harzes oder (Ostfalen") als erste an die Franken. (775) Der Widerstand war hier also schwächer als im Westen ("Westfalen") und Norden und es stellt sich die Frage, ob sich die Bevölkerung insgesamt zusammengehörig fühlte. Durch die zahlreichen fränkischen Einfälle in sächsisches Gebiet und die gemeinsame Verteidigung muss das Gemeinschaftsgefühl jedoch gewachsen sein. Die scharfen Maßnahmen, die Sachsen zum Christentum zu bekehren, taten ein Übriges. Quelle: Seite 127 Die Braunschweigsche Landesgeschichte von Horst-Rüdiger Jarck und Gerhard Schildt Appelhans Verlag Braunschweig 2000

Der Anführer der Ostsachsen (Ostleute) (Ostfalen) Hassio oder Hessi traf Karl den Großen an der Oker. Hier könnte ein Zusammenhang mit dem Ortsnamen Hessen enthalten sein. Hassio (bzw. sein Vater oder Großvater) könnte von seinem Sitz auf der Hünenburg (?) ca. 2 km westlich von Hessen aus, kaum anders denn mit königlichen Auftrag oder Duldung handelnd, hier auf Königsgut als Lokator und Ortgründer in Frage kommen. ....  
Quelle: Seite 289/290  Die Braunschweigsche Landesgeschichte von Horst-Rüdiger Jarck und Gerhard Schildt Appelhans Verlag Braunschweig 2000

775 zog Karl der Große von Ohrum kommend zwischen Berel und Nordassel, Nettlingen in Richtung Minden durch.
Dieser Zehnte wurde seit 785 über tausend Jahre lang entrichtet.

 (Siehe oben Kartenausschnitt. Die Braunschweigsche Landesgeschichte, Appelhans Verlag 2000 Dr. H.-R. Jarck und Gerhard Schildt Seite 136 + 137)

Die zeitlich nicht genau datierbare Urkunde für Berel könnte frühestens im Jahre 775 und spätestens 815 in Fulda ausgestellt worden sein. Ab 01.07.815 war Hildesheim für Berel zuständig. So gilt weiter pauschal das 8. / 9. Jahrhundert.

777 Die hochadligen Sachsen unterwerfen sich auf dem Reichstag zu Paderborn, es findet eine Massentaufe statt, wie sie Karl häufig durchführt. Das einfache Volk versteht das nicht, aber „Karl bekämpft diese ihren Göttern opfernden Sachsen, indem er sie unblutig christianisiert oder blutig auf sakrale Weise abschlachtet“
45) Heer, 95 in Reppner Der Führer Widukind flieht nach Dänemark.



Dieser Kartenabschnitt zeigt die Kriegszüge von Pippin und Karlmann 743-753 sowie von  Karl des Großen 772-804. Quelle: Ausschnitt aus Die Braunschweigische Landesgeschichte, Appelhans Verlag 2000 Dr. H.-R. Jarck und Gerhard Schildt Seite 136 + 137

 Kulturbrueche tabellarisch

778 Herzog Widukind stößt bis Köln vor und plündert Kirchen und Klöster. Der sächsische Hochadel, der um seinen  Großgrundbesitz bangt, geht zu den Franken über.

780 Karl (zieht diesmal nördlich von Berel (hinter dem Riese in Richtung Ohrum) sammelt sein Heer unterhalb des Hornberg bei Hornburg an der Oker nach der Zwangstaufe von 3000  Sachsen im Vaddernlok bei Ohrum.

Die Schlacht am Süntel 782
Der Sachsenherzog Widukind besiegt Karl den Großen

Erdal Bilderreihe129 Bild 5

782 Ein Frankenherr zieht gegen die Sorben in Thüringen. Das zurückkehrende fränkische Heer greift die Sachsen, die diszipliniert in Schlachtreihen bei Hessisch- Oldendorf am Süntelgebirge angetretenen sind, ohne Überlegung an, "so schnell als Jeden sein Ross tragen mochte". Die Franken werden fast bis auf den letzten Mann von Widukind zusammen gehauen. Die Namen Totental und Blutbach am Hohenstein sowie das Dachtelfeld (tachteln=schlagen) erinnern noch heute an das Massaker. Quelle: Hildesheimer Zeitung 07.02.2008, Seite 19. Dr. Erhard Cosack, der ehemalige Ausgrabungsleiter der Bez. Reg. fasste seine Untersuchungsergebnisse im Industriegebiet von Sarstedt, mit seinem wissenschaftlichen Werk „Der sächsische Heldenfriedhof“ zusammen.
 Karls Rache: 4500 vom sächsischen Hochadel ausgelieferte „rebellische“ Sachsen sollen nicht durch den Henker, sondern durch Karls eigene Mannen bei Verden enthauptet worden sein. Längst nicht alle Männer waren Panzerreiter. (Einige Dutzend bis wenige 100 Männer, die plünderten oder Raubzüge unternahmen) >> Karl der Sachsenschlächter.

782 Die fränkische Grafschaftsverfassung wird eingeführt. Fränkische und getaufte sächsische Adlige sind seine örtlichen Vertreter diese stattet er mit der Gerichtsbarkeit aus. (Berel gehörte jetzt zur Grafschaft am  Ries ???) , die ihren Namen nach der alten Gerichtsstätte im Bereler Ries hatte. Aus dieser Zeit sind keine urkundlichen Belege auffindbar.
Grafen sind Beamte, die nach gemischt römischen und fränkischen Recht Niedersachen verwalten mussten. Hier in der Gegend lag die Asselburg bei Burgdorf (vermutliche einst eine Stätte alten Götzendienstes). Chronik Söhlde, Pastor Ernst Bertheau, 1930 Seite 7

Der aus Lesse gebürtige Mittelschullehrer Maasberg in Wolfenbüttel hat seine Forschungstätigkeit den Feldmarken im Kreise Wolfenbüttel zugewandt. Für die Dörfer Bettrum, Burgdorf, Grasdorf, Groß- und Klein Himstedt, Luttrum, Nord- und Hohenassel, Rhene,  Söhlde, Wartjenstedt, Westerlinde haben eine Zweihörigkeit, die sonst in der Nachbarschaft nicht oder doch in ganz unbedeutendem Maße vorkommt. In allen diesen Ortschaften gehören Höfe und Ländereien in größerer Zahl sowohl dem späteren Herzog von Braunschweig als auch dem Bischof von Hildesheim oder dem Domkapitel in Hildesheim oder den Hildesheimschen Äbten.  Diese Dörfer umfassen das Gebiet der Grafen von Assel, sie hatten hier Gewalt und Recht der karolingischen Grafen, und übten beides aus, soweit es ihnen unter den sich verändernden Zeiten möglich war. 
Chronik Söhlde, Pastor Ernst Bertheau, 1930 Seite 11.  Suche zu Berel bei Maasberg fehlt noch.

783 weitere Feldzüge gegen die Sachsen finden statt. Karl zieht diesmal nördlich von Berel über Schöningen in Richtung Steinfurt an der Elbe. Quelle: Ausschnitt aus Die Braunschweigische Landesgeschichte, Appelhans Verlag 2000 Dr. H.-R. Jarck und Gerhard Schildt Seite 136 + 137

785 Widukind unterwirft sich in der Pfalz Attigny bei Reims.

793 Aufstand der Sachsen. Ein fränkisches Heer wird bei der Überquerung der Weser niedergemacht. Der Angelsachse Alkuin erklärte: „Dieser Aufstand erfolgte wegen der Härte des Klerus beim Eintreiben des Zehnten“.
 47) Heer, 102  Reppner

794 Karls Heer durchzieht und verwüstet das Sachsenland nach jeder Richtung. Er wendet die „Pazifizierung“ die zwangsweise Umsiedlung an. Sächsische Adlige denunzieren „unzuverlässige Elemente“, die verschickt werden.

802 Karl lässt das Sachsenrecht aufzeichnen. Lex Saxorum. Zusätzlich wird auch wieder festgelegt ,dass zu jeder Kirche die dazugehörigen Einwohner einen Hof und 2 Hufen Land zu schenken und je 120 Männer dem Pfarrer einen Knecht und eine Magd zuzuweisen haben. Am drückendsten ist jedoch die nochmals erhobene Forderung, dass allen den zehnten Teil ihrer Einkünfte den Kirchen und Priestern zu schenken haben, „sowohl Edle, als Freie, als Hörige. Jeder Christ gebe danach, was ihm Gott gegeben, zurück“ 49) Behm, 18 in Reppner.

Dieser Zehnte wurde seit 785 über tausend Jahre lang entrichtet.

804  10.000 Sachsen werden zerstreut nach Franken und Gallien umgesiedelt. Siehe Sachsennamen in Schwaben und Franken. Die Todesstrafe wird durchgeführt, wenn heidnische Bräuche weiter verfolgt werden. „Christentum oder Tod.“

Karl der Große galt als Idealbild eines Herrschers. Reckenhafte Gestalt in Jagd und Kampf geschult, als Staatsmann zäh und energisch, ein ausgeprägtes Rechtsgefühl und Frömmigkeit verbunden mit Lerneifer, er hörte auf Ratgeber und war bereit zur Verbesserung. Er übernahm das Lateinische, damit war ein riesiger Fundus an Akten, Verwaltungsakten übernehmbar, allerdings musste man Latein lernen. 
Nur zwei von vier Ehen sollen glücklich gewesen sein. "Er war der Frauenliebe bedürftig" heißt es bei Gustav Freytags. Nach einer Friedelehe (ohne den Segen der Kirche) vier Ehefrauen, hielt er ab 800 mindestens vier Konkubinen am Hofe und dachte auch nicht daran, die "Verhältnisse2 zu verheimlichen. Diese Frauen waren Teil der Gesellschaft am Hofe, die Kinder daraus wuchsen mit den ehelichen auf. Seine hübschen Töchter lies er möglichst nicht weg, er verhinderte eher Eheschließungen als das er es förderte. ;
Mittelalter, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH Köln Seite 34

Der sächsische Widerstand erlahmte, ging aber weiter.
Der sächsisch /fränkische Krieg dauerte 32Jahre!

 

Niedersachsenlied

7.3. Umbrüche Teil 1 Allgemeines und Christianisierung

von Rudolf Bembenneck
 
im Juni 2002

7.3.1 Allgemeiner Teil

Alle Entscheidungen des Menschen sind von seiner geistigen Programmierung, von seiner Art zu denken bestimmt. Mit ihr gestaltet er seine Lebensform, seine Kultur, und die wiederum wirkt wie eine Rückkoppelung auf seine weitere Entwicklung.

Was ist ein Umbruch? Was kann man sich unter diesem Ausdruck vorstellen? Auch er wird vieldeutig gebraucht. Das Land wird umgebrochen. Brachland wird zu Ackerland oder umgekehrt. Generell wird dieser Begriff angewandt, wenn ein Objekt einer anderen Nutzung zugeführt wird, oder wenn es im geistigen Sinne eine andere Bedeutung erhält.

Dieses Letztere ist bei dieser Ausarbeitung der Fall. Es geht um geistige Umbrüche im Laufe der Geschichte. Was ist in unserem Land, in das Berel eingebettet ist, in dieser Hinsicht passiert? Welche geistigen Grundlagen haben sich wann verändert, die eine Änderung im Verhalten nach sich gezogen hatten?

8.4.2 Christianisierung

Beginnen wir ruhig mit den Germanen und mit den Folgen ihrer Christianisierung. Ihre Vorläufer lassen wir unberücksichtigt.

Bei dieser Suche sind wir auf Bodenfunde angewiesen und auf die Berichte römischer Historiker, wie Caesar und Tacitus, da die Germanen zwar die Runen hatten, die sich aber nicht zu einer Gebrauchsschrift entwickeln konnten. Vielleicht auch eine Folge der Christianisierung?

Infolge der Vorstöße römischer Legionen in unser Land berichteten Caesar, Tacitus und andere von den Volksstämmen und ihren Sitten und ihrer Organisation unseres Gebietes. In der Schule habe ich gelernt, dass die Cimbern und Teutonen die ersten germanischen Völker waren, die als Vorläufer der Völkerwanderung angesehen werden können, die etwa bis in das 5. und 6. Jahrhundert nach Christi Geburt andauerten. Das war etwa 100 Jahre vor der Zeitwende. Die Cimbern verließen ihre Heimat, das nördliche Jütland wegen einer Klimaverschlechterung und auch weil die stürmische Nordsee ihrem Land zusetzte.

Die Teutonen sollen dagegen in unserer Gegend und weiter östlich ansässig gewesen sein, wie auch die Chauken. Andere Stämme werden noch erwähnt, von denen die Cherusker und die Langobarden die bekanntesten waren. Von den Sachsen war noch keine Rede. Sie wurden erst Jahrhunderte später erwähnt. Wahrscheinlich hatte sich dieses Volk aus den Zusammenschlüssen mehrerer Stämme gebildet, denn als ihr Name auftauchte erschien der Name Cherusker nicht mehr. Man weiß auch nicht genau, ob der Zusammenschluss friedlich erfolgte oder eine Folge kriegerischer Auseinandersetzungen war. Man darf auch nicht denken, dass bei der Völkerwanderung die Stämme geschlossen ihre Wohngebiete verlassen hatten. Ein Teil blieb immer zurück. Außerdem ist die genaue Abgrenzung der Stämme ungewiss. An den Rändern ihrer Siedlungsgebiete vermischten sie sich mit Angehörigen der Nachbarstämme, zumal ihre Sitten und religiösen Vorstellungen gleich waren. Einige hatten auch einfach nur ihren Namen gewechselt oder verändert. Es ist auch nicht erwiesen, in wieweit die „sogenannten Slawenvölker“ reine Slawen gewesen waren. Wahrscheinlich waren das Volksreste der abgewanderten Völker, die sich mit Hinzugekommenen vermischt hatten und die Hinzugekommenen können ebenfalls Reste anderer Germanenstämme wie auch von wirklichen Slawenstämmen gewesen sein. 

Ihre größte Ausdehnung erreichte das Volk der Sachsen im 5. Und 6. Jahrhundert, als es sich etwa im heutigen Niedersachsen ausgebreitet hatte. Ihre Kriegs- und Beutezüge zu Lande und zu Wasser reichten bis zum Atlantik und nach England.

Jedem Verhalten liegt eine richtungweisende Lebenshaltung zugrunde, die in religiösen Vorstellungen wurzelt. Die einzelnen Stämme sind nicht getrennt zu betrachten. Übergreifend bildeten sie Kultgemeinschaften. Tacitus nennt z.B. Gruppen und Stämme, die gemeinsam die Fruchtbarkeitsgöttin Nerthus verehrten, vergleichbar der Erdgöttin Gaya bei den Griechen. Nach etwa 100 Jahren war dieser Kult bereits von einem neuen abgelöst, der die Stämme als Kult- und Kriegergemeinschaften verband.

Nach dem Bericht des Tacitus hatten die Germanenstämme Könige aus adeligem Blut, die wegen ihrer Tapferkeit bei einer  jährlich stattfindenden Volksversammlung gewählt wurden. Hier wurden dann auch die Stammesoberen gewählt, die in ihren Gauen Recht sprachen und für Ordnung sorgten. Sie hatten auch Sklaven, die, auf ihren eigenen Höfen lebend, tributpflichtig waren.

Etwa 600 Jahre später berichtete der Benediktiner Beda, dass die Sachsen im Gegensatz zu den anderen Germanenstämmen keine Könige hatten. Alle Stammesführer waren gleich, nur im Kriegsfall wurde einer aus ihrer Mitte als Führer gewählt, dem sie für die Dauer des Krieges gehorchten. Die gesamte Lebensordnung der Sachsen war demokratisch.

Waren laut Tacitus zu seiner Zeit bei einigen Stämmen noch Menschenopfer üblich, so befand sich 700 Jahre später ihre Religionsvorstellung bereits auf einer höheren Stufe. Es hatten sich unter den einzelnen Völkern Unterschiede in Glauben, Kult, Mythos und Brauchtum herausgebildet. Bei ihrer von Karl dem Großen (dem Sachsenschlächter) erzwungenen Taufe mussten sie ausdrücklich ihren Göttern Donar, Wodan und Saxnot abschwören. Saxnot hieß auch das Kurzschwert der Sachsen. Donar war der Donnergott, der bei Gewitter in seinem Wagen durch die Wolken fährt und seinen Hammer wirft. Sein heiliger Baum, die „Donareiche von Geismar bei Fritzlar“ war von Bonifatius gefällt worden. Von Wodan leitet sich der Begriff „Wut“ ab. In den „Heiligen Nächten“ von Weihnachten bis zum 6. Januar reitet er an der Spitze des Totenheeres im Sturm über die Lande. Wen er dabei trifft, den wirft er nieder oder tötet ihn sogar.

Bonifatius fällt die Donareiche von Geismar bei Fritzlar  
Germania, Stuttgart, Verlag Spemaran, Seite 47

Die nordischen Germanen verehrten an Stelle Wodans laut Überlieferung der Edda den Gott Odin. Wodan, wie auch Odin bei den Nordgermanen, wohnen mit den gefallenen Helden in Walhalla. Leider sind alle für unseren Raum wichtigen Überlieferungen vom König Ludwig dem Frommen, dem Sohn Karls des Großen, etwa um 815 im religiös-christlichen Eifer vernichtet worden, sodass nur noch wenige vorhanden sind. Die Gattin Wodans war die Göttin Frija als Göttin der Ehe und Familie. 

„Der heilige Hain“, Gemälde von Arnold Böcklin. Die Germanen waren Waldbewohner und verehrten ihre Götter in offenen Hainen: sie glaubten, dass Götter sich nicht in Wänden einschließen ließen. 
 
Quelle: Die Völkerwanderung, Band 67, 
Tessloff  Verlag Hamburg, Seite 4

Wichtig ist, dass die Germanen zwar eine sinngebende Mythologie hatten, eine Götterlehre, aber ihre Götter niemals als Schöpfer des Weltalls betrachteten. Diese Sichtweise eröffnete ihnen erst das Christentum. Wenden wir uns jetzt der Frage zu, ob und wie weit das ihnen Aufgezwungene ihrer Mentalität entsprach. Karl der Große hatte schließlich 30 Jahre gebraucht, bis er die Sachsen zwangsweise christianisieren konnte.

Generell kann man sagen, dass die Germanen in jedem Wesen und in jeder Pflanze etwas Göttliches sahen, einen Abglanz von Gott. Deshalb hatten sie wahrscheinlich auch für alles eine Gottesbezeichnung. Heute würden wir ihre Gottesvorstellung als monotheistisch bezeichnen. Gott in allem und in jedem. Gott ist es, der im Vogel singt und im Halm wächst, in Gestirnen schwingt und auch im Menschen lebt und das Schicksal webt. Er ist hinter allen wahrnehmbaren Erscheinungen. Jeder einzelne ist mit ihm und durch ihn mit seiner Gemeinschaft und dem Leben verbunden. So akzeptiert jeder sein Los, das ihm beschieden ist nachdem er vorher für alle Erfordernisse seine ganze Kraft eingesetzt hat.

Mit dieser und ähnlichen Vorstellungen führt man ein anderes Leben als wenn Gott und die Welt getrennt sind, wir unten und ER dort oben, der nur über einen Mittler oder sogar über Heilige erreichbar ist, der für die Menschen gelitten und gebüßt hat und dessen Stellvertreter ausschließlich im Besitz der Wahrheit sind. Hierbei kann der Mensch missbraucht und Opfer von ungerechtfertigten Machtansprüchen werden.

Die während der ganzen Geschichte immer wieder auftauchenden „Ketzer“, ja, sogar „Ketzerbewegungen“ zeigen, dass der ursprüngliche Glaube seine Kraft noch nicht verloren hat. In allen Religionen werden deshalb verständlicherweise die Mystiker verfolgt.

Nun einige Hinweise auf die Missionierung im Sachsenland. Um 780 war in Osnabrück eine größere Missionierungsstation errichtet worden. Bistum wurde es frühestens im Jahre 803, in dem auch die Anfänge des Bistums Halberstadt unter dem Bischof Hildegrim zu sehen sind. Das Bistum Halberstadt war dreimal so groß wie das in der ersten Julihälfte des Jahres 815 errichtete Bistum Hildesheim, dessen erster Bischof Gunthar war, noch im Kloster St. Michael. Dieses Datum gilt inzwischen als das wahrscheinlichste. Da am 21. Januar 1013 das Bistumsarchiv durch einen Großbrand vernichtet worden war, kann das genaue Datum nicht ermittelt werden.

Das Kernland der Diözese bildete „Astfalia“, das am dichtesten besiedelt war. Es umfaßte Hannover und Braunschweig, reichte im Norden bis zur Linie Anderten, Vöhrum, Klein-Schwülper und im Süden Heyersum, Hildesheim, Wendhausen, Groß Flöthe. Weitere Gaue waren „Gretinge“ mit Ütze, Celle, „Flutwidde“ ebenfalls mit nördlichen Gebieten, „Flenithi“ im Westen mit dem Saupark, Altgandersheim und Elze, und der „Ambergau“ mit Baddeckenstdt, Königsdahlum, Seesen, Ringelheim und Salzgitter. 

Bis zum Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst etwa um 1100 wurden die Bischöfe noch vom König, bzw. vom Kaiser eingesetzt; in Frankreich übrigens noch bis zur Revolution von 1789. Dort hat bis heute der Papst nur einen geringen Einfluss auf die Kirche und auf den Staat schon gar keinen.

Da die Kirche unter dem direkten Schutz des Königs, bzw. Kaisers stand, hatte sie in ihren Orten und Gütern ihre eigene Gerichtsbarkeit (Jurisdiktion) auf die kein weltlicher Richter Einfluss nehmen durfte. Damit war die ebenfalls neu strukturierte fränkische „Grafschaftsverfassung“ gemeint. (Erich Riebartsch: Geschichte des Bistums Hildesheim, Seite 80) Nach dem Tode des Bischofs bestimmte der König dessen Nachfolger.

Die untere Gerichtsbarkeit wurde Vögten übertragen, die in den alltäglichen Dingen Recht sprachen und auch „den Zehnten“,  die neue Kirchensteuer einzogen.

Der Bischof hatte auch die Pflicht zur „Heerfahrt“. D.h., im Kriegsfall hatte er Krieger zu stellen.

Nach der gewaltsamen Christianisierung hatte Karl der Große somit das ganze Land der bisherigen Führung beraubt und unter die Herrschaft ihm ergebener Bischöfe gestellt, die fast ausschließlich Franken waren.  Damit wurde die Verwaltung gestrafft und die Weichen für spätere mögliche Bevormundungen gestellt.

Die Bischöfe waren somit zugleich weltliche Herrscher, „Fürstbischöfe“ von denen die letzten der Neuordnung Deutschlands durch Napoleon I. 1806 im Reichsdeputationshauptschluss zum Opfer fielen.

Die Gaue der Sachsen wurden von Grafschaften abgelöst, deren Grenzen dann häufig von denen der früheren Gaue abwichen. Die Verwaltung und die „niedere wie auch die höhere Gerichtsbarkeit“ übten Vögte aus. Der von „Karl dem Großen“ eingeführte „Zehnte“, d.h. die Abgabe vom zehnten Teil aller Erträge, war ursprünglich nur für die Kirchenherren gedacht, da diese dieses Recht weiter verleihen konnten, konnten ihn schließlich auch weltliche Herren erheben.

Es entwickelten sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte festgefügte Hierarchien, deren Strukturen teilweise bis zur Aufhebung des „Preußischen Landrechts“ im Jahre 1919 andauerten:

Edelfreie, das war der höhere Adel, dann Ministeriale, das war der niedere Adel, der die „Ritterschaft“ einschloss.

Kaiserkrönung Karl „des Großen“ in Rom
Germania, Stuttgart, Verlag Spemaran, Seite 57

Freie Germanen wurden mit Bibel und dem Schwert christianisiert nach dem Motto: "Glaube oder stirb". Nach 30 Jahren Kampf wurde der Sieger dieses Massakers auch noch „der Große“ genannt. Die überlebenden Germanen werden jetzt Deutsche genannt.

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