Die Tunika
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schnittmuster einfache TunikaDie Tunika ist seit der Antike das Allround-Kleidungsstück schlechthin, bis es in der Moderne im weitesten Sinne durch das T-Shirt ersetzt wurde. Wer es nicht weiß, das “T” im “T-Shirt” ist ein einfacher Verweis auf die Form dieses Kleidungsstückes, die ja diesen Buchstaben darstellt. Das war auch früher bei der Tunika nicht anders, und daher ist ihre Herstellung auch so schön einfach.

Tuniken gibt es in vielen verschiedenen Variationen, von kurz- bis langärmelig, geschlitzt oder ungeschlitzt, von oberschenkel- bis knöchellang. Vom einfachen Bauern oder auch vom Wikinger als Obergewand getragen, diente sie auch als nicht sichtbares Untergewand für den Adel.

Wir machen uns also eine ganz einfache Tunika und gehen dabei wie folgt vor:

Als erstes müssen wir natürlich die Maße nehmen, damit die Tunika am Ende auch passt. Das heißt auch, dass wir uns erst einmal Gedanken darüber machen müssen, wie das Stück am Ende aussehen soll, also kurz- oder langärmelig und wie lang insgesamt. Dabei kommt es natürlich darauf an, wen du repräsentieren möchtest. Als Beispiel nehme ich jetzt mal eine langärmelige Tunika, die bis in die Mitte der Oberschenkel reichen soll - dies entspricht zum Beispiel dem Gewand eines einfachen Bauern (wir fangen ja klein an). Den Stoff wählen wir dann auch nach der Epoche und dem Stand (siehe Stoff- und Farbenkunde).

Sehen wir uns den Schnitt für eine Tunika mal an. Wir sehen hier in der Abbildung, dass das Stück aus drei Teilen besteht, nämlich aus einer langen Bahn für Vorder- und Rückenteil mit einem Loch für den Halsausschnitt in der Mitte sowie aus zwei Ärmelteilen. Natürlich ist dies die aller einfachste Schnittform. Bessere Gewänder haben Ärmeleinsätze, schräge Ärmel und Schultern, sind tailliert usw. - aber wir fangen ja einfach an.

Nun müssen wir erst einmal sehen, wie groß die Stoffteile denn werden müssen. Nehmen wir uns also erstmal Vorder- und Rückenteil vor. Wie in der Abbildung hier unten zu sehen ist, muss die Stoffbahn so breit wie deine Schultern sein. Entweder du misst das direkt an deinem Körper ab (am besten mit jemandem zusammen - zu zweit ist es doch leichter), oder du nimmst dir ein passendes T-Shirt aus dem Schrank und nimmst die Maße davon ab.
Die Länge entspricht in meinem Beispiel dem Maß von der Schulter bis zur Mitte des Oberschenkels. Wenn du einen Gürtel dazu tragen willst, dann rechne lieber noch ein bisschen was dazu, da die Tunika durch den Gürtel ein wenig gerafft wird!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schnittmuster Tunika ÄrmelSchnittmuster Tunika Vorder- und RückenteilBevor du jetzt anfängst, den Stoff entsprechend zuzuschneiden, solltest du zwei Dinge tun:

Nahtzugaben einrechnen!
Vergiss nicht, dass dir durch das Zusammennähen der einzelnen Teile jeweils ein paar Zentimeter vom Stoff verloren gehen. Hierfür solltest du Naht- und Saumzugaben einrechnen!

Musterbogen erstellen!
Schneide den Stoff lieber nicht einfach so aus - das kann krumm und schief werden. Besser ist es, erst einen Schnittmusterbogen zu machen.

Dein Musterbogen hat also jetzt Schulterbreite und Wunschlänge (zzgl. Naht- und Saumzugaben) in Form eines Rechtecks. Nun nimmst du deinen Stoff und faltest ihn einmal der Länge nach, so dass zwei Stoffbahnen aufeinander liegen (siehe Abbildung). Nun legst du deinen Musterbogen so auf den Stoff, dass er an der Längsseite an der Webkante liegt und an der schmalen Seite genau dort, wo du den Stoff gefaltet hast. Pass aber auf, dass beide Stoffschichten auch glatt und gerade aufeinander liegen! Dann heftest du den Musterbogen mit Stecknadeln (durch beide Stoffschichten!) am Stoff fest, so dass nichts mehr verrutschen kann. Wenn du damit fertig bist, schneidest du den Stoff einfach um den Musterbogen herum aus.

Schnittmuster Tunika HalsausschnittIn den zugeschnittenen Stoff kommt jetzt noch das Loch für den Halsausschnitt. Damit der symmetrisch wird, faltest du den Stoff nun auch noch einmal so zusammen, dass die beiden langen Seiten wie hier abgebildet aufeinander liegen. Du misst die gewünschte Kragenweite aus oder nimmst sie von einem T-Shirt, das dir gut passt. Beim Halsausschnitt brauchst du keine Nahtzugaben, weil wir den Saum später mit Schrägband machen (siehe unten).
Am besten markierst du mit Schneiderkreide (oder einem Bleistift) die gewünschte Ausschnitttiefe (Achtung: Erst mal nur für die Maße hinten am Rückenteil!) und die gewünschte Ausschnittbreite d.h. die Hälfte davon, da wir den Stoff ja gefaltet haben. Dann schneidest du möglichst gleichmäßig einfach ein Loch hinein. Jetzt faltest du den Stoff wieder auseinander, so dass Vorder- und Rückenteil wieder “getrennt” sind und faltest noch einmal längs. Jetzt kannst du den Ausschnitt für das Vorderteil noch ein bisschen vertiefen.

Kommen wir nun zu den Ärmeln. Die einfachste Variante ist natürlich das Rechteck, auch wenn schräge Ärmel vielleicht schicker sind. Für unser erstes Stück wird dies reichen. Zum Abnehmen der Maße für den Ärmel misst du von der Ärmelnahtstelle an der Schulter (bis wohin dein Vorder- und Rückenteil geht) bis kurz über das Handgelenk hinaus. Du kannst auch deinen Arm anwinkeln und ihn auf die Hüfte stützen, während jemand bei dir dann die Armlänge bis zum Handgelenk ausmisst. (Rechne lieber Vorder- und Rückenteil zusammennähenein bisschen was drauf, abschneiden kann man später immer noch.)
Wenn du die Ärmel eher eng haben möchtest, dann such dir die dickste Stelle deines Armes, miss den Umfang bei angespannten Muskeln und rechne noch ein bisschen Spielraum dazu. Auf jeden Fall aber solltest du deine geballte Faust Die TunikaÄrmel zusammennähendurch den Ärmel stecken können (also Faustdurchmesser als Anhaltspunkt nehmen). Meistens haben Tuniken aber etwas weitere Ärmel, was ja auch bequemer ist. Also kannst du auch vom Schultergelenk aus nach unten messen, wie breit der Ärmel werden soll. Dieses Maß musst du natürlich mal zwei nehmen, weil der Ärmel ja aus einem Stück ist (für vorne und hinten). Dann geht es wie gehabt mit Nahtzugaben, Musterbogen und Zuschneiden weiter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So, jetzt hast du also drei Stoffteile, nämlich das Große für Vorder- und Rückenteil und die beiden Ärmel. Wenn du mit der Maschine nähst, solltest du die Stoffteile erst mal “umzackeln”, das heißt, an den Stoffrändern einen Zickzackstich machen. Dann franst der Stoff nämlich nicht weiter aus.

Als erstes nähst du dann die Ärmel zusammen. Hierfür faltest du den Stoff rechts auf rechts, so dass du die Seite, die du nicht tragen willst, außen hast. (Hier im Bild ist die Außenseite grün, links herum ist der Stoff grau - is ja nur ‘n Beispiel). Dann steppst du die Enden mit Stecknadeln fest und nähst die Enden zusammen. Sieh dich am besten erst mal in der Sektion Stiche und Nähte um, da steht genau, wie es gemacht wird. Das gleiche wiederholst du dann mit dem zweiten Ärmel.

Nun legst du rechts auf rechts Vorder- und Rückenteil rechts auf rechts zusammen und steppst die Seiten mit Stecknadeln fest. Leg an einer Seite einen genähten Ärmel daneben, damit du weißt, wie groß der Ärmelausschnitt sein muss. Diesen Punkt markierst du dir (ich stecke immer eine Stecknadel quer ein, dann weiß ich, dass da stop ist). Mach es so genau wie möglich, sonst passt am Ende der Ärmel nicht richtig hinein! So, und nun werden beide Seiten zugenäht.

Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo du deinen “Rohbau” schon mal anprobieren kannst, um zu sehen, ob deine zukünftige Tunika auch passt. Schlüpf auch schon mal in die losen Ärmel, dann kannst du sehen, ob die Länge stimmt (natürlich sind die Nahtzugaben ja auch noch dabei, also isses noch ein bisschen zu lang). Wenn nicht, kannst du jetzt immer noch problemlos Änderungen vornehmen. Passt alles? Ok, dann setzen wir jetzt die Ärmel ein. Dreh die Ärmel “richtig herum” und schieb einen davon in ein Ärmelloch der Tunika. Die Tunika selbst lässt du links herum.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ärmel einsetzenDie Ärmelnaht sollte unten sein und an die Seitennaht der Tunika anschließen - bei manchen Varianten ist sie aber auch hinten in der Mitte! Mach wie du denkst und wie es deiner Zeit entspricht. Dann werden wie gehabt beide Teile mit Stecknadeln festgesteckt. Achte noch einmal darauf, dass beide Ausschnittlöcher gleich groß sind, damit es eine glatte Naht ergibt. Wenn der Ärmelausschnitt der Tunika zu groß ist, näh die Seiten erst ein bisschen weiter zu - im entgegen gesetzten Fall trennst du an der Seite ein bisschen was auf. Hierfür ist ein Trennmesser gut (siehe Nähmaterial).

Das wiederholst du natürlich mit dem zweiten Ärmel. Dann brauchst du nur noch die Ärmel am Handausschnitt und die Tunika unten jeweils zu versäumen. Du schlägst den Stoff an den Enden zweimal ein und steppst ihn mit Stecknadeln fest, bevor du ihn nähst. Wenn du Schwierigkeiten hast, helfen dir wahrscheinlich meine Tips und Tricks.

Um die Tunika fertig zu stellen, müssen wir uns nun nur noch um den Halsausschnitt kümmern. Da es verschiedene Varianten gibt und Halsauschnitte bei allen so gut wie allen Oberteilen eingearbeitet werden müssen, hab ich die Anleitung hier nicht noch einmal wiederholt. Du findest sie bei den Komponenten in der Sektion Halsausschnitt.

Et voilà! Fertig ist die Tunika!

Natürlich kann man eine Tunika auch raffinierter machen als hier beschrieben. Man kann schräge Schultern und Ärmel nähen, Schlitze an den Seiten oder vorn einarbeiten und auch den Ausschnitt wie bei einem Hemd machen - wer sich an diese Variationen herantraut, findet detaillierte Beschreibungen bei Cotte und Surcot, die man selbstverständlich auch für eine Tunika abwandeln kann. Da dies aber ein Erstlingswerk sein soll, habe ich diese Dinge zunächst unbeachtet gelassen.

Du möchtest auch noch eine Borte dazu? Dann schau in der Sektion Komponenten bei den Borten nach - dort erfährst du, wie man sie annäht.

Quelle: http://www.flinkhand.de/Handarbeiten/Nahen/Gewandungen/Tunika/tunika.html

zurueck zu Wulfgard-und-Sippe
zurueck zu 1200 Jahre Berel
home