"Hühnermast-Highway" durch den Kreis Peine

Geplante Mastanlagen wecken Ängste – Neue Ertragsquelle für Landwirte

Von Katja Dartsch

Die fünf Hühnermastanlagen im Kreis Peine, für die ein Bauantrag gestellt wurde, sorgen für Diskussionen: Während die einen einen "Hühnermast-Highway" mit "katastrophalen Folgen" befürchten, zeigen andere Verständnis für die Landwirte.

Die Firma Emsland Frischgeflügel hat angekündigt, 50 Millionen Euro in den Bau eines neuen Schlachthofs in Wietze bei Celle zu investieren. Pro Woche sollen dort anfangs eine Million Hähnchen geschlachtet werden – das berichtete die Osnabrücker Zeitung nach einem Interview mit den beiden Geschäftsführern Franz-Josef Rothkötter und Wilfried Fleming.

Der neue Schlachthof, der im Frühjahr 2011 den Betrieb aufnehmen soll, hat voraussichtlich auch Auswirkungen auf den Kreis Peine: Mindestens hundert Hähnchenmastanlagen müssten rund um Wietze entstehen, um den Bedarf zu decken, rechnet die Geschäftsführung vor. Bevorzugt in Autobahnnähe.

Kritiker wie der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Klein (Wahlkreis Salzgitter/Lengede) rechnen gar mit einem "Hähnchenmast-Highway" durch Niedersachsen. Zuletzt war bekannt geworden, dass bei der Kreisverwaltung Bauanträge für fünf Hähnchenmastanlagen in Vechelde, Peine, Ilsede, Lahstedt und Hohenhameln geprüft werden.

Helga Laue aus Ilsede, die sich in der Bürgerinitiative für Umweltschutz einst gegen eine Mastanlage in Hohenhameln eingesetzt hat, sagt: "Das wäre eine Katastrophe hoch Fünf. Dann haben wir hier Vechta II." Die Tierschützerin weiter: "Es ist ungeheuerlich, was in diesen Anlagen geschieht. Innerhalb von 30 Tagen sind die Hühner bratfertig auf dem Küchentisch – normalerweise dauert das Monate." Feinstaub und Gestank rund um die Ställe seien eine große Belastung für die Anwohner.

Stefan Klein, der zu diesem Thema eine Anfrage im Niedersächsischen Landtag gestellt hat, sagt zu den Bauanträgen: "Wenn die Landwirte die Kriterien für den Bau der Anlagen einhalten, hat die Kommune wenig Handlungsspielraum." Bei kleineren Anlagen von bis zu 40 000 Tieren müssten nicht einmal Filter eingebaut werden. Neue Arbeitsplätze würden auch kaum entstehen: "Vielleicht in Wietze. Aber die Mastanlagen vor Ort sind mit sehr wenig Personalaufwand zu betreiben." Den Landwirten, die die Bauanträge gestellt haben, mag er keinen Vorwurf machen: "Für sie ist das eine neue Ertragsquelle."

Ein Peiner Landwirt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, erklärt anonym die Hintergründe: "Hähnchenfleisch ist gefragt. Die Nachfrage steigt um fünf bis sieben Prozent pro Jahr." Anders als etwa im Milchbereich sei der Markt noch nicht gesättigt: "Bei Geflügelfleisch und Eiern gibt es eine Unterversorgung, das ist eine recht lukrative Angelegenheit." Im Emsland sei die Viehdichte so hoch, dass keine Genehmigungen für neue Ställe erteilt würden: "Also suchen sie Landwirte im Umkreis, die liefern können." Letztlich sei die Massentierhaltung eine Entscheidung der Verbraucher: "Die sind nicht bereit, für das Fleisch mehr Geld zu zahlen."

Freitag, 27.11.2009

 

home
die Gemeinde
AK gegen Massentierhaltung