A 7 soll Hähnchenmaststraße werden

BUND-Sprecher: Landwirtschaftsministerium plant 200 neue Ställe – Arbeitskreis will Prozess führen. Von Thomas Saalfeld

 

BEREL. Verbale Box- statt Glacéhandschuhe. "Zwischen Cloppenburg und Vechta ist alles dicht, jetzt soll unsere Region zugeschissen werden", sagte Heiko Süß, Sprecher des Arbeitskreises gegen Massentierhaltung.

Als Zustimmung ertönte am Montagabend Beifall in Berels Dorfgemeinschaftshaus. Dort reichten die 70 Stühle nicht aus. Rund 30 Zuhörer verfolgten stehend die Protestveranstaltung gegen den Bau von Hähnchenmastställen in der Burgdorfer Feldmark.

"Zwischen Celle und Northeim plant das Landwirtschaftsministerium nahe der Autobahn 7 mindestens 200 Ställe", nannte Thomas Ohlendorf vom BUND neue Zahlen. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte Jens Range, Bürgermeister der Samtgemeinde Baddeckenstedt: "Der Druck von Westniedersachsen auf den östlichen Landesteil wächst. Die geplanten Projekte gelten als ländliches privilegiertes Bauen, obwohl die Ställe auf die Bevölkerung wie Industrieanlagen wirken."

Ohlendorf legte nach: "Die Krallen, Schnäbel, Flügel und Unterschenkel werden nach Asien und Afrika exportiert. Dort zerstört diese subventionierte Industrieware Arbeitsplätze der einheimischen Züchter, von denen einige als Wirtschaftsflüchtlinge in den Booten nach Europa sitzen." Die europäischen Konsumenten sollten laut Ohlendorf mit ihrem Ess- und Kaufverhalten der Massentierhaltung entgegensteuern und auf Bioware setzen.

Zwischen 20 und 30 Prozent aller Kinder und Jugendlichen würden bundesweit unter allergischen Beschwerden wie Neurodermitis, Asthma und Heuschnupfen leiden, sagte Hans-Ulrich Peltner, Chefarzt der Kinderabteilung im St.-Bernward-Klinikum Hildesheim. Der Mediziner vermochte aber mit keiner Studie zu belegen, dass in Regionen mit starker Tierzucht/-mast die Zahl der Allergiker höher sei.

Peltner: "Es gibt keine Statistiken, die diese Vermutungen bestätigen. Allerdings gelten Landwirte als Risikogruppe für Lungenkrankheiten, aufgrund der Feinstaubbelastungen auf den Feldern und in Tierställen." Die Auswirkungen feinster Nanopartikel auf die Gesundheit sei noch nicht ausreichend erforscht.

Monika Heinrich freut sich, dass dem AK gegen Massentierhaltung vorgestern 61 neue Mitglieder beigetreten sind. Arbeitskreissprecher Peter Butz empfahl, bis 4.  November schriftliche Einwendungen gegen die Mastanlagen beim Landkreis Wolfenbüttel einzureichen. Für einen möglichen Prozess werde Geld gesammelt. Weitere Informationen würden Gegner der Anlage am 12. Oktober, ab 19 Uhr im Bereler Dorfgemeinschaftshaus erhalten.

Mittwoch, 30.09.2009
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