"Wir werden mit Ställen zugepflastert"

Bürgerinitiative wirbt bei VW-Betriebsversammlung

Von Thomas Saalfeld

BURGDORF. "Masthühner sind Mitgeschöpfe" steht auf dem neuen Flugblatt der Bürgerinitiative gegen Massentierhaltung. Entworfen und mit rund 25 weißen Hühnern skizziert hat es die Graphik-Designerin Martina Kardatzke aus Berel.

Mit diesem Flugblatt und einem Informationsstand wirbt die Bürgerinitiative gegen den Bau von zwei Hühnermastställen in der Burgdorfer Feldmark am heutigen Dienstag bei der Betriebsversammlung im Salzgitteraner VW-Werk um Einwendungen gegen diese Anlage.

"Mindestens zehn Mitglieder unserer Organisation werden die nächste Sitzung des Wolfenbütteler Kreistages am 7. Dezember verfolgen", sagt der Lesser Heiko Süß. Er teilt sich das Amt des Pressesprechers der Bürgerinitiative (BI) mit Peter Butz aus Burgdorf. Die Kreisverwaltung ist die Genehmigungsbehörde für die bei Burgdorf geplante Anlage. Erst am 14. Dezember ab 19 Uhr würde die Initiative wieder im Bereler Gemeindehaus tagen.

Ausführliche Einwendungen

Butz: "Weit mehr als hundert Einwendungen gingen bisher bei uns ein. Die sind zum großen Teil sehr persönlich gehalten und obendrein umfangreich." Er geht davon auf, dass etliche folgen werden, außerdem werde die Mustereinwendung auf der Internetseite der BI: www.huehnermastanlage.npage.de häufig angeklickt.

Die geplanten Hühnermastanlagen bei Burgdorf seien nur ein Mosaikstein im künftigen, wohl dichten Netz von Mastbetrieben. Sie sollen die von der Firma Rothkötter, Emsland Frischgeflügel GmbH an der Bundesstraße 214 in Wietze vorgesehene Geflügelschlachterei beliefern, sagt Hannelore Butz aus der BI. Um im Landkreis Celle pro Woche bis zu zwei Millionen Hühner zu schlachten, müssten zwischen Harz und Heide mindestens 150 Betriebe von der Größe der vier Burgdorfer Landwirte entstehen. Allein fünf Anlagen seien im Landkreis Peine vorgesehen.

Süß: Wehret den Anfängen

"Das vom Ackerbau geprägte Südostniedersachsen soll wohl genauso mit Hühnermastställen zugepflastert werden, wie der Bereich zwischen Cloppenburg und Vechta", mutmaßt Heiko Süd. Die Burgdorfer Ställe hätten für die Region offenbar eine Vorreiterrolle. Den Zwist ums Genehmigungsverfahren spitzt Süß zu: "Wenn hier erst eine Anlage steht, ist alles zu spät."

Das Ehepaar Butz sei vor 30 Jahren aus Wolfenbüttel nach Burgdorf gezogen, die beiden Rentner beschreiben es als damaliges Idyll. An diesem Bild kratzen würden mittlerweile die nahen Atommülllager Asse II und Schacht Konrad, die zahlreichen Windkraftanlagen und die ebenso wie die Mast-Ställe geplante 380-kV-Überlandleitung.

Peter Butz: "Was wird aus der Gemeinde, wenn keine Leute mit gutem Einkommen mehr hierherziehen werden? Dann wird unser Ort Einnahmen verlieren." Er schiebt nach, dass die Hühnermäster diese Steuerausfälle wohl nicht annähernd ausgleichen könnten. Sicher sei nach seinen Worten hingegen, dass die Immobilien mindestens 20 Prozent ihres Wertes verlieren würden, die denkmalgeschützte, ehemalige Mühle der Familie Stüber wohl gar unverkäuflich sei.

Dienstag, 01.12.2009

 

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