Neuer Standort soll die Wogen glätten

Hühnermastanlage weiter von Orten entfernt geplant – Kritiker und Betreiber besichtigen Forschungsbetrieb. Von Thomas Saalfeld

NORDASSEL. Die vierwöchige Friedenspflicht zwischen künftigen Betreibern der Hühnermastställe und der Bürgerinitiative Nordassel ist verstrichen. "Wir müssen um jede Information betteln", klagt Hans Frejek von der Initiative.

"Es gibt nicht Neues", entgegnet Christian Söchtig aus Nordassel, der zusammen mit dem Burgdorfer Martin Friedrichs zwei Ställe errichten und jährlich dort knapp 600 000 Hühner mästen will. Nachdem sich die Bürgerinitiative im Februar gegründet hatte, weil die Ställe nur gut 300 Meter östlich Nordassels errichtet werden sollten, sagt Friedrichs, dass der Landkreis Wolfenbüttel einen neuen Standortvorschlag prüft.

Der neue Bauplatz der Hühnermastställe soll laut Friedrichs jeweils rund 800 bis 1000 Meter entfernt sein von den Ortschaften Nordassel, Berel, Burgdorf und Lesse. "Wir haben die Pläne kurz vor Ostern eingereicht und noch keine Antwort erhalten", entgegnet Söchtig auf Wünsche der Bürgerinitiative (BI) nach neuen Informationen.

Zusammen mit Mitgliedern der BI, Gemeinderatsmitgliedern um Samtgemeindebürgermeister Jens Range an der Spitze besuchten die künftigen Hühnermäster gestern bis in die frühen Abendstunden die Lehr- und Forschungsanstalt der Stiftung der Tierärztlichen Hochschule Hannover. In Ruthe bei Sarstedt erläuterte der Leiter des Landgutes, Dr. Christian Sürie, seine Erfahrungen in der Hühnermast.

"Wer mit Tieren arbeiten will, der braucht Instinkt und muss hohe hygienische Standards erfüllen", sagt Sürie. Er ist ein eindeutiger Befürworter der Mastbetriebe und meint: "Wer ausländischen Betrieben den Markt überlässt, zahlt zwar niedrigere Verbraucherpreise, akzeptiert aber auch die dort geltenden geringeren Standards in Sache Tierschutz und Hygiene."

Nur 400 bis 500 Meter von der Anlage entfernt, seien weder Geruchs- noch Feinstaubbelastungen festzustellen, versicherte der Agarwissenschaftler. Seinen 29 Gästen aus der Samtgemeinde Baddeckenstedt gab Sürie zu bedenken, dass der Durchschnittsdeutsche nur noch 12 Prozent seines Einkommens für Lebensmittel ausgebe. Trotz weltweit täglich 25000 Hungertoter überlegen Landwirte, ob sie ihren Weizen nicht gar verheizen sollen.

"Wir fürchten um die gute Luft in unseren Wohnorten und einen krassen Wertverlust unserer Immobilien", nannte Baldur Sommer von der BI Sorgen seiner Mitstreiter. Gestern wurde bekannt, dass offenbar auch Ulf Müller aus Burgdorf und der Bereler Landwirt Heiner Bünger und versuchen, in der Hühnermast ein weiteres Standbein für ihre Betriebe zu entdecken.

Mittwoch, 06.05.2009
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