"Wir haben wenig außer guter Luft"

Nordasseler Bürgerinitiative gegen Hühnermastanlage sucht mit Kommunalpolitikern Standort-Alternativen. Von Thomas Saalfeld

NORDASSEL. Im Westerlinder Dorfgemeinschaftshaus wurde gestern häufig das Wort Kompromiss benutzt. Dieser könnte ein anderer Standort für die geplante Hühnermastanlage als der Nordasseler Ortsrand sein.

Ein wenig enttäuscht wirkte Erhard Bernhauser. Der Sprecher der Bürgerinitiative gegen diese Anlage, die jährlich rund 600 000 Masthühner produzieren soll: "Das war ein faires und sachliches Gespräch, doch vielleicht war ich zu optimistisch."

Wenn die beiden Landwirte, Christian Söchtig aus Nordassel und der Burgdorfer Martin Friedrichs, die Bauauflagen erfüllen, dann stehe der Genehmigung durch den Landkreis Wolfenbüttel nichts im Wege. Von den Vertretern des Burgdorfer Gemeinderates erfuhr die Bürgerinitiative, dass Landwirte ein sogenanntes privilegiertes Baurecht besitzen, so lange sie keinen Industriebetrieb errichten. Die Mastanlage sei ein Landwirtschaftsbetrieb, solange mindestens 50 Prozent der Futtermenge selber produziert würde.

Bernhauser: "Die beiden Landwirte haben uns versprochen, dass sie sich noch einmal mit uns an den Tisch setzen, ehe sie beim Landkreis einen Bauantrag stellen. Wir haben eine noch gut zwei Wochen geltende Friedenspflicht vereinbart. Doch die vertrödeln wir nicht, in dem wir aus dem Fenster schauen."

Die Nordasseler befürchten Allergien und Atemwegserkrankungen als Folgen des Hühnerkots (wir berichteten). Ihr Ort verfüge weder über einen Arzt noch über einen Supermarkt und habe außer guter Luft und Ruhe wenig zu bieten. Bernhauser: "Wir wollen die Anlage nicht nach dem St.-Florian-Prinzip nur bei uns verhindern. Notfalls zieht man mit dem Zirkel Kreise um sämtliche Gemeinden und baut dort, wo sich die Kreise treffen und die Belastungen für alle am geringsten sind. Das  wäre doch ein Kompromiss."

"Wenn der Standort feststeht, lassen wir ein Gutachten erstellen", verspricht Nordassels Ortsvertrauensmann Ernst-August Bode. Der CDU-Gemeinderat will nur wenige Totalverweigerer in der Bürgerinitiative ausgemacht haben. Bode: "Ein Alternativstandort kann nicht in Frankreich, sondern nur in der Gemeinde liegen. Außerdem muss Wasser und Strom zu vertretbaren Kosten dorthin verlegt werden. Die Gemeinde bemüht sich um einen tragbaren Kompromiss."

Samtgemeindebürgermeister Jens Range und Gemeindebürgermeister Heinz Heusmann waren gestern telefonisch nicht zu erreichen.

Dienstag, 07.04.2009
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