Vom Kindergeburtstag zu EM-Bronze

Die 17 Jahre alte Lisa Tenscher vom SV Olympia ist eine der besten Jugend-Bowling-Spielerinnen Deutschlands

Von Frank Rieseberg

"Beim Bowling heißt das Ball, nicht Kugel!" Lektion eins für Neulinge. Wer alle Lektionen beherrscht und auch noch Talent mitbringt, landet vielleicht einmal bei einer Europameisterschaft. Und holt gar Bronze. So wie die Braunschweigerin Lisa Tenscher.

Die 17-Jährige, die in Salzgitter wohnt und für den SV Olympia auf die Bahn geht, gewann mit der deutschen Jugendauswahl bei der EM in Frankreich die Bronze-Medaille in der Teamwertung. "Das war ein unvergessliches Erlebnis. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich Deutschland vertreten durfte", sagt die Gymnasiastin, die nächstes Jahr ihr Abitur macht.

Ein halbes Jahr lang bereitete sich Lisa Tenscher auf die EM vor. Nach der Nominierung für die Nationalmannschaft gab es jeden Monat einen Wochenend-Lehrgang mit dem Bundeskader. Und dazwischen trainierte die junge Frau nach harten Vorgaben. Drei- bis viermal pro Woche spielt sie zwei- bis zweieinhalb Stunden lang die Bälle auf der Bahn. Fast tägliches Lauftraining bringt ihr die erforderliche Fitness.

Beim Training auf den Bowlinganlagen in Braunschweig spielt sie pro Einheit zwischen 150 und 180 Bälle. Bei rund sieben Kilogramm Gewicht für das Sportgerät erübrigt sich zusätzliches Krafttraining. "Das wäre zeitlich auch ein Problem. Denn auch so schon bleibt außer für Schule und Bowling kaum Zeit für Anderes", erzählt Lisa Tenscher.

Doch woher kommt dieser riesige Ehrgeiz, der enorme Trainingsfleiß, der nicht zuletzt auch mit nicht eben niedrigen Kosten verbunden ist? "Ohne meine Eltern und meinem Trainer würde ich das nicht schaffen. Ich bin ihnen sehr dankbar", versichert sie glaubhaft.

"Mit acht Jahren bin ich zu einem Kindergeburtstag eingeladen gewesen. Da ging’s zum Bowling. Das hat mich völlig fasziniert. Und schnell habe ich festgestellt, dass ich auch das nötige Talent dafür habe."

Rasant ging es voran: Beste unter Gleichaltrigen im Verein, im Bezirk, unter den Besten des Landes und schließlich auch unter den Topspielern in Deutschland. Viermal schon nahm sie mit dem Team Niedersachsen an deutschen Meisterschaften teil – viermal wurde sie Mannschaftsmeisterin. Und meist war sie sogar die Beste im Siegerteam. Anteil an diesen Erfolgen hat nicht zuletzt Jens Grieger. Der Wolfsburger Zweitliga-Spieler "ist mein Privattrainer".

In gut einem Monat stehen die nächsten nationalen Titelkämpfe an. "Am schwierigsten ist es, die Konstanz zu behalten. Egal wie viele Würfe, immer wieder muss exakt der optimale, immer gleiche Bewegungsablauf erfolgen", nennt Grieger Verbesserungspotenzial.

Und Lisa Tenscher lässt sich durch Erfolge nicht satt machen. "Ich will unbedingt im Nationalteam bleiben und auch nächstes Jahr zur EM. Dafür muss ich mich aber erneut qualifizieren. Und das werde ich auch schaffen", strotzt sie vor Selbstbewusstsein.

Donnerstag, 15.04.2010
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