Gesellschaftliches Leben über die
Raubritterfamilie Helmhold
von Eike Bock aus Kirchenbüchern
Aus dem ersten Bereler Kirchenbuch von 1659: Der Voigt und Krüger Hans Christopf Helmhold und Frau Maria Magdalena geb. Köhler heiraten am 12.04.1659 in Berel und haben 4 Kinder taufen lassen. Bei Tochter Melosine *24.1.1664 sind 2 Rittmeister und ein Ritter Pate.
Der Krüger Bernd Julius Helmhold aus Emmerstedt bei Helmstedt ist Pate. Beim dritten Kind Anna Juliane Marie Helmhold *11.10.1668 ist der Bürgermeister von Wolfenbüttel Pate. Diese Tochter heiratet am 17.02.1692 den Offizier Albrecht Wolters, der Vater Philip ist Gardeoberst aus Süpplingenburg.
Ein Bruder Claus Heinrich Helmhold war vor 1670 Gograf des Amtes Steinbrück und wohnte auch in Berel. Er heiratete Dorothea Elisabeth Meyers aus Klein Himstedt, die jüngste Tochter Anna Maria war im Alter von 11 Monaten Scheintod. Einer Todeseintragung am 13.12.1670 folgte die Korrektur: Das Mädchen ist nicht todt, sondern es schläferte nur.
Die Helemonds Sage von Berel
"Von der Helmholdskuhle im Bereler-Ries, wo er das Diebesgut aufbewahrte, habe ein unterirdischer Gang nach dem Veltheimschen (jetzt Löhrschen) Hof geführt. Er habe auf seinen Raubzügen den Pferden die Hufeisen verkehrt untergeschlagen, damit ihn niemand habe finden sollen. Noch heute ginge ein "gliuet Schaap" in der Scheune um, d.h. es spukt dort." Quelle: Ewald Bock, Wald-Chronik Seite 30
"Ob er sein Diebesgut im Walde
in der Helmholtskuhle (zwischen)gelagert hat, ist heute nicht mehr nachzuweisen.
In irgendeinem Zusammenhang muss diese Grube aber mit seinem Namen stehen".
Quelle: Ewald Bock, Wald-Chronik Seite 29
Zeitgenössische Darstellung aus der "Germania" zum Thema Raubritter
Hellemanns Kuhle
Auszug aus Sagen und Erzählungen aus dem
Hildesheimer Land, gesammelt und zusammengestellt von Hermann Blume Hildesheim
1968
zugesandt am 30.03.2005 von Walter Hellemann Am Bergfeld 13 38268 Lengede Tel.
05344 / 1562
Nicht
weit von Söhlde liegt im „Bereler Ries“ die Hellemanns Kuhle, die wohl eine alte
Sägekuhle war. Die Alten erzählen, in der großen Grube hauste in alter Zeit ein
Räuber Hellemann mit seinem Pferde. Von hier aus unternahm er seine Raubzüge in
die Umgegend. Wenn er von seinen Raubzügen heimkam, musste das Pferd rückwärts
in die Grube gehen. Dadurch wollte er die Leute täuschen. Sie sollten glauben,
er sei ausgeritten.
In diesem Plan ist die Lage der Hellemann/Hellemond Kuhle mit
He abgekürzt dargestellt.
Schicksalsschläge
Das 2. Kind Julius Gottfried Helmhold, hat einen Junker zum Paten, wird aber am 21.12.1665 von der Amme erstickt. Am 2.1.1681 stirbt der alte Helmhold nach 2 Jahren Krankheit.
Am 20.7.1684 stirbt die jüngste Tochter Catharine Agnesa mit 14 Jahren.
Das Ende in Ketten
Der Raubritter ist im Jahre 1687 durch
den Obervogt von Lichtenberg in Begleitung von 33 Bauern bei Nacht und
Laternenschein festgenommen und im April desselben Jahres auf der
Haupthinrichtungsstätte im Lechlumer Holz zwischen Stöckheim und Wolfenbüttel
aufgehängt worden. Ein Findling weist dort auf die Haupthinrichtungsstelle hin. |
Am 29.08.1687 stirbt Ludolf Casten von Sottrum der 4 Wochen als Erntekraft und Drescher bei den Helmholdten gewesen ist.
Quelle: Erb-und Scheffelschatzregisters im Amt Lichtenberg (heute Amtsgericht Salzgitter)
Auf drei Bereler Höfen lebten
von 1665-1692 verwandte Helmholdfamilien. Es waren die
Ass Nr. 11 heute Albert
Sievers,
der Hof Nr. 28 heute Heiner
Bünger und
auf Hof Nr. 43 heute Familie Bettin/ Barthelmes/ Sievers.
(Auf dem
jetzt Löhrschen Hof Nr. 50 lebte 1622 die Familie Heinrich Löemann und 1688 die
Familie Jonas Bohde 1723 Familie Joachim Heinrich Större und 1753 Ludwig
Heinrich Feustel.)
Das Erb- und Scheffelschatzregister gibt für den Hof Nr. 28 an:
1540 Curdt Büri 2,5 Hufe
1566 Hans Büing 2 Hufe
1579 Hanß Buring 2 Hufe
1593 Hans Buring Nachtrag Werner Buring 2 Huefe Landes von denen zu Cramme zu
Lehne
zinset Jerlich 3 Scheffel Rogken, 3 Scheffel Hafer.
1622 Ex Ulrich Gerlandt Einen Hoeff mit 2 Hueffe Landes von denen von Veldtheimb
zu Oldenstede
1688 Als Nachtragung zu 1622 Hans Christopff Helmholdt
1723 Als Nachtragung zu 1622 Herr Major von Cramm selbst.
1753 Curd Kämpe 70,5 Morgen
Ab 1692 findet man keine Eintragung über die Familie Helmhold in Bereler Kirchenbüchern mehr, da alle drei Familien nach Süpplingenburg/Emmerstedt bei Helmstedt zurückgezogen sind von woher sie auch kamen.
Auch die Hellemond`s Sage hat ihren wahren Kern
1. Der Wald reichte bis 1860 wesentlich dichter an das Dorf heran, der versenkte Waldweg führte fast auf den Hof Nr. 29 zu. Bis vor wenigen Jahren war die Straße auf dem Knick noch ohne Häuser, bei Dunkelheit eine gute Möglichkeit durch den in der Landschaft versenkten Weg (unterirdischer Gang) den Wald zu erreichen.
2. Dieser Waldweg führt dann vorbei an der Hellemondskiule (Kuhle), vorbei an den Hügelgräbern weiter nach Himstedt ....
3. Aus Helmhold wurde Hellemann daraus bei einigen Berelern Hellemond.
4.
Der Nachfolgebesitzer wechselte innerhalb Berel´s den Wohnsitz, so zog
die Sage mit um.
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Eigene Erinnerungen, philosophische Betrachtungen und einen Erinnerungsstein
für später:
Als Schulkind erzählte uns unser Lehrer Hans Behrens, vom Raubritter wobei die
Namen je nach Familie unterschiedlich in Erinnerung waren, so kamen Hellemann,
Hellemond, ... vor. Von Helmhold / Helmholdt / Helmholt sprach damals noch
niemand. Weitere Hauptinformanten waren für mich die Familie Heinrich Löhr,
Richard Uthe und Ewald Bock.
So sehr ich mich auch bemühte noch mehr
mündliche Informationen dazu zu bekommen, sie waren doch immer die Gleichen, bis
ich einige Söhlder danach befragte, sie verlegten die Räuberkuhle in die Tiefe
Kuhle (westliche Waldrand zur Straße nach Himstedt). Hier passt eine ganze
Reiterstaffel hinein, liegt dafür aber weit ab von dem "unterirdischen Gang".
Am 30.03.2005 wurde von Walter Hellemann, der auf der Suche nach
seinen Ahnen war folgender Auszug zugesandt: Auszug aus Sagen und Erzählungen aus dem
Hildesheimer Land, gesammelt und zusammengestellt von Hermann Blume Hildesheim
1968
In dieser Überlieferung hauste der Räuber in der Kuhle, hier heißt er Hellemann.
Er lies das Pferd rückwärts gehen, um die Leute zu täuschen.
Durch die Erzählungen aus Berel und Söhlde, dem Buchauszug, den Kirchenbüchern
und Erbregistern ist der Sage von dem Raubritter Hellemond auch Belegbares
hinzugefügt.
Die Aufstellung eines Gedenksteines kann dazu beitragen, den Erinnerungen einen
Platz zu geben, den Wanderer einen Zeitsprung von "Heute" nach "Früher" zu
ermöglichen, fragenden Kindern einen fest definierbare Kuhle "die Räuberkuhle"
zuzuordnen und was besonders wichtig ist, den neu zugezogenen Berelern und den
Wanderern aus anderen Orten einen leichteren Zugang zur Geschichte dieses Waldes
und des Ortes zu ermöglichen.
von Ortheimatpfleger Eike Bock